Tuesday, December 26, 2006

So gemein


Teddybären fühlen sich meist so an wie sie aussehen – kuschelig und weich. Unsere Wüsten-Teddybären sehen zwar so aus, aber es sind Kakteen: Teddybear Cholla. Von weitem schimmern ihre wolligen, runden Formen in der Sonne und sehen irgendwie süss aus. Das ist, bis man mal nähere Bekanntschaft mit ihnen gemacht hat. Auch wenn man die Dinger nur ganz fein berührt, stechen sie über das erwartete Mass, und die Liebe zu Teddybären kühlt sich schockartig ab. Das ist aber bei weitem noch nicht die unangenehmste Eigenschaft dieser Kakteen. Da sie keine Samen produzieren, müssen sie sich ihr Überleben anders sichern. So sind denn die äussersten Triebe sehr lose am Stamm befestigst und ein Windstoss kann sie meilenweit über die Mojave blasen. Und da liegen sie dann und warten auf ein vorbeimarschierendes Transportmittel, wie mich oder meine Hunde zum Beispiel. Dann jucken sie hoch - kein Witz - und krallen sich an allem fest, in was sie ihre Widerhaken bohren können, Socken, nackte Waden oder Fell. Und wenn die Saudinger erst mal stecken, haben sie überhaupt keine Absicht, je wieder loszulassen. Ihr zweiter Name ist denn auch Jumping Cholla – hochspringender Cholla. Ich muss heute noch lachen, wenn ich an Thomas denke, der mit laufender Videokamera durch die offene Wüste schritt, das Auge auf den kleinen LCD Screen gerichtet. Das Gesicht war bald schmerzverzerrt, aber der schöne Schwenk über die Mojave wurde nicht unterbrochen. Hart ist der Mann, aber nicht lange. Dann fing die Kamera an zu wackeln, und ein unterdrücktes Wimmern versaute die Tonspur. Fluchen, Hinken folgte. Das Fluchen wurde lauter, als ich die Dinger mit einer Pinzette rausriss. Denn das Rausnehmen ist dank der Widerhaken noch schmerzhafter als das Drinlassen. Was ist das nur mit mir, dass ich ich solchen Situationen das Lachen nicht unterdrücken kann? Wo ich doch gar kein schadenfreudiger Mensch bin. Im Grund.

No comments: