Sunday, December 10, 2006

24 h Nägelkauen


Montagabend um neun kann mir der schönste Sternenhimmel gestohlen bleiben. Und der Vollmond obendrein. Montagabend um neun bin ich beschäftigt. Einkommende Telefongespräche werden nicht in Erwägung gezogen, und der Hund muss draussen bleiben, um die hinterhältigen Kojoten in Schach zu halten. Nicht dass mir noch einer an meinem Antennenkabel rumknabbert. Montagabend um neun hab ich Besuch von Jack Bauer. Falls Sie zu den wenigen Unwissenden gehören, denen Jack Bauer und die TV-Serie “24” kein Begriff ist – Jack ist Agent bei der Counter-Terrorist-Unit CTU in Los Angeles und rettet jede Saison in 24 Stunden die Welt. Das kann er wie keiner sonst. Das finden auch meine Freunde in der Schweiz, insbesondere diejenigen an der Hüningerstrasse 85 in Basel. Jeden Dienstagmorgen um 7 durchbricht ein Telefonat aus Basel die Wüstenstille, und meine Freunde Chloe und Tony betteln um Informationshäppchen zur gestrigen Folge. Chloe und Tony sind nicht ihre richtigen Namen, wie 24-Fans sofort bemerkt haben werden. Meine Freunde haben die Namen der Serie entnommen, an der Hüningerstrasse ihre eigene CTU aufgebaut und allen Künstlern und Architekten und audiovisuellen Gestaltern, die im Gebäude arbeiten, ihre Rollen zugeteilt. Dass ich nun 12 Stunden Informationsvorsprung hab, bringt Chloe und Tony um; ich lass mir die Informationshäppchen nur spärlich entlocken. Ich selber warte jeden Montagabend drauf, auch diese Saison wieder mitten im Geschehen zu sein. Schliesslich musste Jack schon mehr als einmal in meine Nähe fliegen, um zum rechten zu sehen. Wie in der letzten Saison, als Airforce One über der Wüste abgeschossen wurde, und er die Welt vor einem nuklearen Desaster rettete. CTU Twentynine Palms ist jedenfalls einsatzbereit, Jack. “Trust me”, wird er mir ins Ohr flüstern, während er sich meines Computers, meines Handys und meines Trucks bemächtigt. Always Jack. Always. Take whatever you need.

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