Sunday, December 10, 2006

Von Dessous und Heavymetal


Little Dan ist sechzehn. Er ist der Sohn meiner Nachbarn und wohnt in einem Wohnwagen. Der steht nicht allzu nah an deren Haus, aber nah genug, dass Sandy und Dan von der Eingangstür aus nach ihm schreien können. Dann schreit er zurück, macht aber alles, was sie von ihm verlangen, wie Bäume wässern, Garten säubern oder Auto waschen. Manchmal nützt alles schreien nichts – nur kräftiges an die Tür poltern gepaart mit nun gehässigem Schreien kann den Heavy Metal Pegel im Wohnwagen übertönen. Im Winter kriege ich von dem allem nichts mit, im Frühling und im Herbst nur das Poltern und das Schreien und im Sommer den Heavy Metal Sound, das Schreien und das Poltern. Dann wirds unerträglich heiss im Wohnwagen, und durch die offene Tür werden Metallica und Konsorten in die weite Wüste geblasen bis zu meinem fast 200m entfernten Haus. Das ärgert mich meist wenig. Erstens dauert es nicht allzu lange, zweitens muss zu seiner Ehrerrettung gesagt werden, dass er auch The Doors hört und drittens bringt er mir mit seinem Offroader jeden Tag meine Post, die eine Meile weiter unten am Highway in meinen Briefkasten geworfen wird. Mit dem Offroader hab ich etwas mehr Mühe. Little Dan hält sich zwar an die Spielregeln und fährt das Ding nur auf Sandstrassen und dem eigenen Land und nicht irgendwo querfeldein. Dieser Plage wurde kürzlich von Gesetzes wegen ein Ende gesetzt, um z. B. die vom Aussterben bedrohten Wüstenschildkröten nicht noch mehr zu minimieren. Little Dan ist arbeitslos. Sein Zigarettengeld verdient er sich, wenn er mit seiner Mutter mit dem Glacéwagen mitfährt oder ab und zu für mich Gelegenheitsjobs macht. Er träumt davon, in einer kleinen Stadt am Wasser zu wohnen, wo er überall hin zu Fuss gehen kann.
P.S. Wenn ein Victoria’s Secret Katalog (Unterwäsche gemodelt von Giselle Bündchen) in meinem Briefkasten liegt, kann sich die Postlieferung schon mal um ein paar Stunden verzögern.

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