Sunday, December 10, 2006

Vor mir die Sintflut


Wers noch nie gesehen hat, glaubts nicht. Wenn im August und September die monsoonartigen Regenfälle niedergehen, ist die Wüste innerhalb von fünfzehn Minuten überschwemmt. Flashfloods nennt sich das: der Wüstenboden ist von der langen Trockenheit so gehärtet, dass er die Wassermassen nicht aufnehmen kann. So bildet sich in den Bergen hinter meinem Haus ein Wasserfall und die einzige Strasse, die zum Haus führt, wird zum reissenden Flussbett. Der Wasserfall ergiesst sich übers Land - und ein bisschen ins Haus - meiner Nachbarn. Einmal ist das Dach über meiner Terrasse eingestürzt, weil es das Gewicht des Wassers nicht aushalten konnte. Das Verrückteste daran war allerdings, dass ich zuhause war und das Dach nicht hab einstürzen hören, weil der Regen zu laut war. Die Sandstrasse wird ebenfalls schnell weggespühlt. Meine Freunde wissen schon – spätestens zwanzig Minuten nach Beginn des Regens muss man weg sein, sonst sitzt man je nachdem tagelang fest. Vor allem, wenn man ein tiefliegendes Auto fährt. Das Wasser transportiert den Sand mit sich und schüttet ihn unten bei der Kreuzung zum Highway auf. Und sobald der aufgeschüttete Sand austrocknet, wird er weich und die Reifen sinken ein. Es kann dauern bis die Behörden ihre grossen Bagger vorbeischicken und die Strasse wieder freischaufeln und neu planieren. So geht das jedes Jahr. Manchmal ein paar Mal hintereinander. Auf dem Highway ist die Situation nicht besser, im Gegenteil. Dank der geteerten Fahrbahn wähnen sich manchmal sogar Leute, die hier leben, in falscher Sicherheit und fahren auch bei überschwemmten Strassen weiter, obwohl die Tiefe des Wassers nicht abzuschätzen ist. Dann werden Autos so schnell von den Fluten mitgerissen, dass keine Zeit zum rausklettern bleibt. Vor zwei Jahren sind die Leichen von zwei Autofahrern 25 Meilen vom Highway entfernt gefunden worden. Wer denkt denn schon, dass man in der Wüste ertrinken kann.

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