Sunday, December 10, 2006

Schlangenfängerei


Das ist nicht das Haus des Sheriffs. Das ist das letzte Haus vor dem des Sheriffs, wo ich mich noch getraue, zum Auto auszusteigen, um zu fotografieren. Das Haus des Sheriffs ist sehr viel grösser, herausgeputzt und passt überhaupt nicht in die Gegend, wo hauptsächlich Künstler, Schreiber und Musiker in kleinen Holzhäusern auf viel Land wohnen. Die Frau des Sheriffs ist hochtoupiert, mit sehr langen Fingernägeln versehen und trägt auch für eine Fahrt in den Supermarkt sieben Schichten Make-up. Für jemanden, der während Kaffeekränzchen Gesichtscreme verkauft, wäre weniger überdeckte Haut vielleicht ein besseres Verkaufsargument. Na ja, vielleicht auch nicht. Sie sei nett, hab ich mir sagen lassen. Ganz im Gegensatz zu ihrem Mann. Der habe Undercover-Leute ausgeschickt gegen die Nachbarn, sagen meine Freunde, die in der Nähe wohnen. Den Drum-Circle hätten sie infiltiert, welcher immer bei Vollmond auf dem Land eines alten Hippies namens Gavin stattfindet, und nach Marijuana geschnüffelt. Sowas sieht man hier nicht gern. Sowas sieht auch Frontman Frank nicht gern. Schliesslich gibt es keinen Drum Circle ohne Marijuana. Frontman Frank ist Buddhist und kann und darf keiner Fliege was zuleide tun. Aber wehren darf er sich schon. Wenn er auf seinem Land Mäuse fängt, oder Klapperschlangen (mit einem langen Stab mit irgend einer Schlaufe vorne – fragen Sie mich nicht, ich geh sicher nicht zuschauen), dann packt Frontman Frank die Viecher in Käfige, die Käfige in seinen Pick-up Truck und fährt rüber zu Gavin. Anders als ich hält Frontman Frank an auf der staubigen Sandstrasse, die entlang des Sheriffs Land zu Gavin führt. Er geht nach hinten, nimmt die Käfige runter, postiert sie in Richtung Sheriff-Haus und öffnet Tür und Tor. Und wenn die Käfiger leer sind, fährt er zu Gavin hoch, die beiden setzen sich vors Tipi, teilen sich ein selbstgedrehtes Zigarettchen und kichern in die Nacht.

No comments: