Wednesday, December 13, 2006

Die Feen sind hinten


Tag der offenen Ateliers bei über hundert lokalen Künstlern und Kunsthandwerkern – da musste doch was dabei sein, was ich in meiner Kolumne abschätzig verwerten konnte, dachte ich mir und fuhr mit einer Freundin wildentschlossen los. Diese hatte sich hierfür sogar ein nachmittägliches Plantschen in den warmen Quellen von Desert Hot Springs entgehen lassen. In Joshua Tree besorgten wir uns das Extrablatt, das uns zu den über 50 Quadratmeilen verstreuten Künstlern navigieren würde, breiteten es auf der Motorhaube eines rostigen Pintos aus und kreisten die nächstgelegene Ansammlung von etwa 15 Ateliers ein. Eigentlich hätte ich schon nach dem ersten Besuch genügend Stoff für einen Rundumschlag gehabt: ein vollgestopftes Privathaus, in dem man vor lauter Zeug die Kunst nicht sah. Vorne die Glasmalereien und hinten die Feen, sagte die Freak-Frau und vereitelte unsern Fluchtversuch, indem sie uns durch einen engen Gang in einen nicht minder vollgestopften Raum zwängte. Auf jeder Ablage und auf Extratischen hatte sie Geschmacklosigkeiten aus selbstgebastelten Feen arrangiert, denen ich partout keinen Speicherplatz in meiner Digitalkamera einräumen wollte. Hätte meine Freundin ihr Bad nicht sausen lassen, ich hätte hier und jetzt aufgegeben. Nach einem weniger schrecklichen Atelierbesuch und endlosen Meilen auf einer Schüttelbecher-Sandstrasse dann ein extrem kleines, graues Häuschen im Nichts. Wir waren aufs Schlimmste gefasst. Aber nein, ein einfacher, heller Raum mit schwarz-weissem Schachbrettboden, ein runder Tisch mit einem pink blühenden Kaktus drauf und ja, Bilder an der Wand, einige davon sogar gut (nicht im Bild). Der Mann der Malerin stellte eine Flasche Tequila auf den Tisch, und so verplauderten wir die Zeit, während weitere Kunstsucher auftauchten und wieder verschwanden. Ein guter Nachmittag mit einem seltsamen Foto. Der Tequila kann es nicht gewesen sein. Ich hatte keinen.

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