Sunday, December 10, 2006

Twentynine Palms, California


Vor fünf Jahren fuhr ich mit JB, einem älteren Häusermakler in Westernhemd, Anzug und Cowboystiefeln, in Twentynine Palms in der kalifornischen Mojave Wüste eine ungeteerte Strasse hoch auf ein Haus zu, das zu verkaufen war. Eine halbe Stunde später hatte ich mich entschieden, es zu kaufen. Es war das erste und einzige Haus, das ich mir ansah. Der Preis war lächerlich tief für ein grosses, 50er Jahre Ranch Haus auf fast drei Fussballfeldern Land.

Nur wenige Monate vorher hatte ich nicht die geringste Absicht gehabt, in die Wüste zu ziehen – ich kannte die sogenannte High-Desert am Fusse des Joshua Tree National Parks 150 Meilen westlich von Los Angeles, noch nicht einmal. Ich lebte seit ein paar Jahren nah am Pazifik in Venice, und es gefiel mir da.

Die Wüste war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und sie hatte den zwingenden Wunsch ausgelöst, sich in dieser stillen Weite niederzulassen. Die bizarre Schönheit der kargen Landschaft versprach Zeitlosigkeit, ein Leben losgelöst von geschäftiger Aktualität,

Hundert Jahre alte Joshua Trees streckten ihre Arme verdreht gewunden gegen den Himmel. Rundgeschliffene, beige Felsbrocken standen seit Jahrtausenden kunstvoll aufeinander getürmt im Gleichgewicht. Wildblumen und Kakteen saugten jeden Wassertropfen auf und verwandelten die Wüste im Frühjahr in ein farbiges Blütenmeer. Schonungslose Sommertage von über 45 Grad und frostige Winternächte - die Vegetation der Mojave hatte seit Urzeiten lernen müssen, mit knappsten Resourcen zu überleben.

Und trotzdem schien die Mojave die Menschen nicht mehr loszulassen. Wer hier aufgewachsen war, blieb meist oder kam wieder. Und Städter, wie ich, kamen auch immer mehr.

“She’s from down below”, hörte ich JB über mich sagen, als er mit der Bank telefonierte, um den Deal zu finalisieren. Und meinte damit alles, was nicht hier oben in der High-Desert lag. Hatte ich einen Unterton gehört? “Sind Sie sicher, dass Sie das rein geografisch meinen, JB?”, fragte ich ihn. Er lächelte nur milde.

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