Sunday, December 10, 2006

Checkpoint


Twentynine Palms ist nicht nur ein verschlafenes Städtchen am Rande des Joshua Tree National Parks – zu Twentynine Palms gehört auch die grösste Marine-Basis überhaupt. Die Marines sind die Elitetruppen der USA, sie operieren zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Auf der 900 Quadratmeilen grossen Basis werden junge Marines für den Wüstenkampf ausgebildet. Die meisten von ihnen wohnen mit ihren Familien auf der Basis. Sie liegt weit ausserhalb der Stadt und ist nur über einen Checkpoint zugänglich. Ich wollte schon immer mal wissen, wie es da drinnen aussieht. Darum fragte ich meine Nachbarin Sandy, ob sie mich mit ihrem Glacéwagen auf ihre nachmittägliche Runde durch die Stadt und die Basis mitnehmen würde. Ich war nicht darauf vorbereitet, wie unspektakulär die Basis aussah. Hätte man keinen Checkpoint passieren müssen, wären weite Teile der Basis als ganz normale Stadt durchgegangen. Wir gondelten mit unserem Glacéwagen von Strasse zu Strasse, liessen die Erkennungsmelodie über den Lautsprecher plärren, und die Kinder kamen mit den Münzen in ihren klebrigen Fingern aus den Häusern gerannt. Wie Kinder überall standen sie lange vor den vielen Glacébildchen auf der Seite des Wagens und versuchten sich zu entscheiden, welches ihnen am besten gefiel, während ihre auffallend jungen Mütter unter der Tür warteten. Man erinnerte sich nur daran, wo man war, wenn Sandy immer mal wieder auf ein Haus deutete: Dieser ist grad zum dritten Mal in den Irak verschifft worden. Der hier kam eben erst zurück. Ein paar mal sagte sie: Der ist nicht zurückgekommen. Es war irgendwie absurd, dass diese jungen Familienväter, die selber wie Kinder aussahen, diejenigen waren, die man abends in den Nachrichten sah. Grad vor ein paar Tagen sind wieder einige Busladungen Marines aus dem Irak zurückgekehrt. Einer davon hat in derselben Nacht beim Feiern den 29 Palms Highway überquert und ist überfahren worden.

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