Sunday, December 10, 2006

Bessie Leno, Navajo


Das ist meine Freundin Bessie. Sie lebt in New Mexico und gehört zum Stamm der Navajo-Indianer. Sie ist 71 Jahre alt und hat 6 Kinder - 5 Töchter und 1 Sohn - 24 Grosskinder und 4 Urgrosskinder. Sie lebt in einem Hogan, einem traditionellen Navajo-Haus mit rundem Grundriss. Der Hogan steht neben dem Haus einer ihrer Töchter, weit ausserhalb von Gallup auf Navajo Land. Gallup ist die “indianische Hauptstadt” der USA. Hier findet der meiste Handel mit indianischem Kunsthandwerk statt und hier treffen sich ein Mal pro Jahr alle Stämme zum “Ceremonial”, einem mehrtägigen Fest mit Umzügen, Tanzdarbietungen und Kunsthandwerk. Ich hab Bessie über meine Familie hier kennengelernt, die seit sechs Generationen mit den Indianern Handel betreibt. Bessie hat eine Weile mit mir in der Wüste gelebt. Ihr Leben ist von vielen Schicksalsschlägen gezeichnet – ihren ersten Mann und dieses Frühjahr ihre älteste Tochter hat sie bei einem Autounfall verloren. Ein Grosskind ist drogenabhängig - billige Drogen halten immer mehr Einzug in die Gebiete aller Stämme. Sie versucht, sich in dieses Thema nicht einzumischen, sagt sie. Aber es macht sie traurig, dass die traditionelle Art zu leben, den Navajos mehr und mehr verloren geht. Sie hat mit ihren Kindern noch Navajo gesprochen und wechselt heute zwischen Englisch und Navajo. Keines ihrer Grosskinder spricht mehr Navajo, manche verstehen es. Trotz allem hat Bessie wie die meisten Navajos einen unschlagbaren Sinn für Humor und wir lachen und erzählen uns den ganzen Tag Geschichten, wenn wir zusammen sind. Heute hole ich sie mindestens einmal pro Jahr hierher in die Ferien. Dieses Mal fahren wir für ein paar Tage ans Meer, welches sie seit 43 Jahren nicht mehr gesehen hat. Ich sage ihr, dass das Wort Ferien bedeutet, dass sie nichts machen muss. Und wenn ichs nicht sehe, macht sie die Wäsche, wischt ums Haus und zieht die Sofapolster gerade.

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