Sunday, December 10, 2006

Goldrausch


Es wird vorausgesagt, dass Kalifornien in den nächsten 20 Jahren um 30% wächst. Das ist als würde man drei weitere Städte in der Grösse von Los Angeles irgendwo reinpferchen. Zur Zeit sieht es danach aus, als hätten sich alle düsteren Mächte verschworen und sich meine kleine Sandstrasse inmitten der Mojave als Stadtzentrum einer dieser Metropolen ausgesucht. Die Strasse ist etwa eine halbe Meile lang. Bis vor einem halben Jahr standen da sieben Häuser. Nun sinds elf. Der Immobilienmarkt hier in der High-Desert ist siedend heiss. Wo sonst hats noch soviel Platz wie hier. Wer Land besitzt, beisst sich fest und überlegt sich, für immer hierher zu ziehen. Wie der LA Feuerwehrmann, der kürzlich auftauchte und sagte, er besässe das benachbarte Grundstück mit der verlotterten Hütte drauf. Das hätte er von seinem Grossvater geerbt. Jetzt will er die Hütte wiederherstellen und ein grösseres Wohnhaus danebenstellen. Nun hab ich aber aus besagter Hütte schon vor Jahren einen reinrassigen 50er Jahre Küchentisch mit Stühlen und zwei Liegestühle rausgeholt – verstaubt aber nicht verrostet. Ich werde den Feuerwehrmann für ewig von meiner Küche und meiner Terrasse fernhalten müssen, sonst kriegt der am Ende noch Kindheitserinnerungen beim Anblick meines Mobiliars. Die Bodenpreise sind zwar im Vergleich zu andern Orten in Kalifornien noch relativ günstig, aber oft schon viermal so hoch wie vor fünf Jahren. Kein Wunder gibts immer wieder Investoren, die sich ein Stück vom grossen Kuchen abzuschneiden versuchen. Da wollte doch kürzlich einer zwei Golfplätze mit je 1200 Häusern in Twentynine Palms aus dem Bodem stampfen, Himmelherrgott nochmal, einer davon nur etwa zwei Meilen von mir entfernt. Es gab mächtig Opposition, mit einer öffentlichen Anhörung beider Seiten. Zwei Wochen danach hat sich die Sache von alleine erledigt; der Investor hat sich in Las Vegas aus Versehen selber erschossen. Hey, whatever works.

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