Sunday, December 10, 2006

Die arme Nichtraucherin


Der Laden am Highway 62 in Joshua Tree bietet eine eher seltene Kombination von Waren an: Swimming Pools und Zigaretten. Es sind die billigsten Zigaretten weit und breit, sagt meine Nachbarin Sandy und die muss es wissen, denn sie raucht weiter Kette, obwohl sie lungenkrank ist. Als sie mich eines Tages bittet, ihr eine Stange Zigaretten mitzubringen, schickt sie mich zu den Enten. Ich parke neben den selbigen und schaue mich nach dem eigentlichen Laden um. Hinter einem der Swimming Pools steht ein schuppenartiges Teil, das einzige Gebäude auf dem Areal. Der Eingang ist gut versteckt auf der Rückseite. Ein spärliches Angebot an Wasserpumpen und Chemikalien zur Wasseraufbereitung steht ohne ersichtbare Ordung auf den wenigen Gestellen im Eingangsbereich. Ein paar verstaubte Wassergewehre sind schief an eine Wand gelehnt. Dann, um die Ecke, eine kleine Theke mit einem weniger verstaubten Zigarettengestell dahinter. Die Dame mit dem Wasserstoff-toupierten Haar fragt mit rauher Stimme, ob ich hier neu sei. Nein, sage ich, ich lebe schon seit fünf Jahren hier, warum? Dann bist du ja Nichtraucherin, Honey, sagt sie mitleidig, sonst hätte ich dich schon früher hier drin gesehen. Ja, seit vielen Jahren, sage ich und sie rollt verächtlich mit den Augen. Eine Stange Marlboro Lights, sage ich dann und sie schreit die Bestellung in den hinteren Teil des kleinen Raums. Dort steht ein alter Mann, den ich bis jetzt gar nicht gesehen habe, umständlich aus einem Rollstuhl auf und verschwindet “im Lager”, für das es vom Grundriss des Schuppens her zu beurteilen eigentlich gar keinen Platz gibt. Wie sie denn auf ihre Geschäftskombination gekommen sei, frage ich, während von hinten undefinierbare Kartonschachtelgeräusche kommen. Wir verkaufen Wasserlachen, wo es keine gibt und wollen selber billig rauchen, sagt sie. Honey, wenn ich was anderes hier reinschleppen und verkaufen könnte, ich würde es tun.

No comments: