Sunday, December 10, 2006

Käferfest


Möbel verschieben ist Prestons Passion. Er kauft und verkauft unermüdlich Secondhand-Schätze – von Westernhemden über Bakelitvasen bis hin zu Eames-Schalensitzen. Die schönsten Stücke bringt er nach Hause und wohnt in ihnen, bevor er sie weiterverkauft. Wenn ich Preston und seine Frau J.D. besuche, sieht ihr Haus immer total anders aus. Letzthin hat Preston unfreiwillig Möbel verschoben. Abertausende von fliegenden Käfern hatten sich erdreistet, auf ihrer Migration einen Zwischenstop in Prestons Haus einzulegen und da zu fressen und zu verdauen. Grosses Stühlerücken, Eiskübelsammlung in Sicherheit bringen, Vinylsammlung auftürmen und sprayen, sprayen, sprayen bis auch die letzte Ritze zur Aussenwelt im Gift ersoffen war. J.D. war schon bei den ersten ungebetenen Gästen nicht mehr ins Ehebett zu kriegen und ist bei mir eingezogen. Preston kämpfte bis die Käfersättigung im Haus 100-200 Ex. pro Bakelitvase betrug, dann kam auch er. Nach ihm die Kammerjäger! Mein Wasserverbrauch stieg an. Nicht weil die Käfer an ihm hafteten, sondern weil er es sich einbildete und mit Schrubben nicht mehr aufhören konnte. Die Zeit, bis das Gift alle Käfer hinweggerafft hatte und das Haus ausgeräumt, geputzt und wieder eingeräumt werden konnte, vertrieben wir uns mit einer “24”-Session. Am Stück. Nun mal lieber Terror statt Horror, sagten wir uns und flätzten uns einen Tag und eine Nacht vor den Fernseher. Sowas würde ja Jack Bauer nie passieren, dass ein paar Käfer ihn in die Knie zwangen, dachten wir indigniert als wir eine weitere 24-stündige Session einlegten – diesmal putzenderweise. Jedes einzelne Stück im Haus musste abgewaschen und entweder versorgt oder zum Verkauf verpackt werden. Preston schwor, von nun an weniger Fundstücke zuhause zwischenzulagern. Das war bevor er J.D. anrief und ihr von dieser perfekten 50er Jahre Campingausrüstung vorschwärmte, die er soeben in seinen Truck geladen hatte.

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