Sunday, December 10, 2006

Bei Anruf Kunst


Viele haben es versucht, mitten in der offenen Wüste einen Anruf mit dem abgebildeten öffentlichen Telefon zu machen. Alle hörten sie nur einen Summton und waren sich nicht sicher, ob der ab Band kam. “The Payphone Project” von Mark Klassen war letztes Wochenende Teil des bereits zum fünften Mal stattfindenden Kunstevents “High Desert Test Sites” oder HDTS rund um Joshua Tree und Twentynine Palms. Das Telefon werde zu andern öffentlichen Telefonapparaten irgendwo im Land verbinden und so den Kunstbetrachter in einen Dialog mit nichtsahnenden Leuten in der realen Welt bringen. Die Idee für diese Arbeit gefiel mir, so auch die von HDTS im allgemeinen. Es ging darum, experimentelle Arbeiten von jungen und etablierten Künstlern in einem Umfeld fern vom Kunstmarkt zu schaffen, zu überprüfen und zu belassen. Die Arbeiten gehörten niemandem und verschmolzen mit der Zeit wieder mit der Landschaft, während neue enstanden. Ins Leben gerufen worden war HDTS hauptsächlich von der international bekannten Künstlerin Andrea Zittel, welche in Joshua Tree ein Haus/Studio/Forschungslabor für experimentelle Lebensformen besitzt, welches sie A-Z West nennt, in Bezug zu ihrer ersten Heimat New York City. Trotz guter Arbeiten und bestärkt durch einen Overkill an Publikationen – vor allem aus New York - die Frau Zittel in ihrem Wüstendomizil zeigen, konnte ich das Gefühl nicht loswerden, dass sie die Wüste als illustre Kunst-Kulisse benützte, der ein oberflächliches und hauptsächlich vermarktbares Interesse zugrunde lag. Vielleicht war ich ja zur kunstphoben Eremitin geworden. Aber die Kunstgroupies mit ihren Klebern auf der Brust “Hello, I am Andrea Zittel” (und ich möchte nicht implizieren, dass diese von der Künstlerin selber produziert worden waren) schienen mir dieselben, ob sie durch die Art Basel, durch Chelsea oder die Mojave stocherten. Einfach ein bisschen verbrannter und dehydrierter.

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