Sunday, December 10, 2006

Ein Italiener in der Wüste


Gut scheint sie ihm nicht zu bekommen, die Wüste, dem Italiener. Er ist gehässig. Sehr gehässig. Wenn ein Italiener für sich allein in der heissen Fremde seinen genetisch vorprogrammierten Frohmut verliert, dann ist das eine Sache. Wenn besagter Italiener aber eine Gruppe Besucher durch ein gigantisches wissenschaftliches Experiment führen und selbiges erklären soll, dann wirds absurd. So geschehen kürzlich auf einer Reise nach Tucson, Arizona. Da steht 30 Meilen ausserhalb das Biosphere 2, eine riesige, aus Stahl und Glas gebaute Replica unserer Welt, der Biosphäre Nummer eins. Da drin gibts einen Regenwald, eine Savanne, einen Ozean, sinnigerweise gar eine Wüste und Ackerland. Alles etwas heruntergekommen, weil nicht mehr in Gebrauch. Ende der 80er Jahre hatte ein Wissenschaftler einen texanischen Oelmilliardär dazu überredet, rauszufinden, ob man im Notfall so ein geschlossenes System auch auf den Mond oder den Mars exportieren könnte. Gesagt, gebaut. 1991 liessen sich die ersten acht Menschen für zwei Jahre einschliessen. Bei der zweiten Gruppe war das Experiment schon nach wenigen Monaten gescheitert, und seither steht das Ding leer. 400 Millionen Dollar hat der Oelmilliardär es sich bis heute kosten lassen, von der seriösen Wissenschaft verlacht zu werden. Nun hat er genug und will verkaufen. Und weiss ich das von meinem Tour Guide? Aber sicher nicht, das musste ich nachlesen. Das lausige Mikrophon mit tragbarem Lautsprecher half weder über den dick aufgetragenen italienischen Akzent noch den heruntergeleierten Text weg. Und über die fehlende Freundlichkeit schon gar nicht.
Das einzige Zeichen von Assimilation an die neue Heimat: das Seidenfoulard war zum Bandana mit Indianeraufdruck mutiert. Sind Sie einer der ursprünglichen Wissenschaftler, frage ich ihn, nach dem Grund seiner Frustration suchend. Nein, ich bin der urspüngliche Tour Guide. Oh boy, 15 Jahre Frustration. Go. Get a life.

No comments: