Sunday, December 10, 2006

Las Vegas Showgirl


J.D. kommt von weit her. Sie ist drei Stunden nordöstlich von Vancouver aufgewachsen, mit unnachgiebigen, dunkeln Wintern, in einer Familie, die mit zuviel Feuerwasser gegen selbige anging. J.D. liebt die Wüste. Sie liebt die Hitze, vor allem die Abwesenheit von Schnee. Nachdem ihr erster Mann sie in Vegas sitzen lassen hat, ist sie Showgirl geworden - der einigermassen sauberen Art, wie sie gern hinzufügt. Als Ausgleich zum Glitter ist sie jede freie Minute durch die Secondhand-Läden von Vegas gestrichen und hat sich Dinge zusammengesucht, die echt gealtert waren. So hat sie Preston getroffen, ein ruhiger, süsser Mann mit Jadginstinkt und Kaufsucht, der in allem, was andere weggaben, Schönheit fand. Preston kannte jeden Secondhand-Laden im Westen, je abgelegener desto lieber. Er reiste mit einem geräumigen Pick-up Truck, damit er nie etwaige Schätze zurücklassen musste. J.D. hatte er sofort als seinesgleichen erkannt. Er hatte ihr durch das Gestell mit den alten Mixern und Saftmaschinen zugesehen, wie sie systematisch durch einen Korb Küchenschürzen ging und sie dann angesprochen. Immer die richtigen Worte finden, das konnte er. Er hatte es als 19-jähriger mormonischer Missionar gelernt. Der Religion war er bald danach abtrünnig geworden, die Redegewandtheit blieb. Mit unnachgiebiger Sanftheit kriegte er J.D. dazu, ihn nach drei Monaten in Vegas zu heiraten – in einer Drive-through Zeremonie. Sie trugen beide die besten Stücke, die sie an diesem Tag in einem einzigen Secondhand-Laden gefunden hatten – diese Spielregeln hatten sie sich auferlegt – und fuhren danach sofort los – hierher in die High-Desert. Hier jagen und sammeln sie weiter. Und wenn sie eine Weile mit ihren Stücken gelebt haben, bringen sie sie wieder in Umlauf. Ich besitze einige davon. J.D. will ihr Gesicht heute nicht zeigen. Ein bisschen Glamour müsse sein, sagt sie, aber heute habe sie keinen zu bieten.

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