Sunday, December 10, 2006

Mein erster Kleber


Autoaufkleber sind mir ein Grauen. Die doofen und diejenigen, die meiner Gesinnung entsprechen würden. Wer seine Weltanschauung auf der Stossstange mit sich rumfährt, muss mit einem Defizit ausgerüstet sein. Auch alle vier Jahre vor den Prädidentschaftswahlen werde ich nicht zum Wahlkampfhelfer. Nichts schlimmer als noch nach Jahren durch altersschwache Kleber an jeder Strassenecke an die Utopie einer demokratischen und gesünderen Reaktion auf den 11. September erinnert zu werden. Meine Kleberallergie provoziert meinen Sohn immer mal wieder zur ultimativen Drohung: wenn du nicht machst, was ich will, klebe ich dir einen FCB Sticker ans Auto. Obwohl ich noch nicht mal Fussballfan bin? Meine Reaktion ist heftigst und bis jetzt hat er es nicht gewagt, seine Drohung umzusetzen. Um so grösser war sein Erstaunen, als er letzthin einen Kleber an meiner Windschutzscheibe entdeckte. Noch bevor er ihn von nahem inspiziert hatte, fragte er, seit wann ich mich denn irgendwo rumtreibe, wo man nur mit Spezialbewilligung reinkomme. Ich versuchte, ein süffisantes Lächeln zu unterdrücken. Mein erster Kleber verspricht Zugang zur Area 51, dem 60 Quadratmeilen grossen Gebiet in der Wüste von Nevada – seit Jahren der Fokuspunkt der Verschwörungstheoretiker und UFO Gläubigen. Dass das Gebiet hermetisch abgeriegelt ist und die US Airforce trotz Satellitenbildern nicht bestätigt, dass es Area 51 gibt, sorgt nur für mehr Zündstoff. Die einen glauben, dort werden Ausserirdische gefangengehalten und untersucht, bis ihr Raumschiff wieder startklar ist. Die andern denken, Area 51 hätte 1969 als Mondoberfläche herhalten müssen und die ganze Mondlandung sei hier als schlechter Scherz fürs Volk gefilmt worden. Dass dort Nuklearwaffentests stattfinden würden, ist fast noch die alltäglichste Annahme. Sagt mein Kleber nun, ich sei zur Verschwörungstheoretikerin geworden? Nein, das ist einfach nur ein Fall von Wüstenhumor.

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