Wednesday, April 28, 2010

That's all, folks


Es sind mittlerweile viereinhalb Jahre her, dass wir uns an dieser Stelle jeweils mittwochs kennengelernt haben – Sie mich ein bisschen besser als ich Sie, falls Sie den Coyote Corner regelmässig besucht haben. Aber ich habe über die Jahre auch einiges über Sie erfahren. Zum Beispiel, dass Sie gern schadenfreudig sind. Ich habe oft am meisten Zuschriften erhalten zu Kolumnen, in denen ich mich auf die eine oder andere Art zum Affen gemacht habe. Das hat Sie amüsiert. Rund 220 Geschichten habe ich in der Zeit aus der Mojave Wüste geschrieben – von einem Ort, an dem nichts passiert. Als wir die Kolumne angefangen haben, hätten wir wahrscheinlich alle nicht gedacht, dass sie so lange laufen würde, ich zu allerletzt. Aber irgendwie hat sich die Kolumne wie das Wüstenleben selbst entwickelt. Dass hier nichts passiert, ist nur der erste Eindruck. Dann schärft sich der Blick und der Wüsten Mikrokosmos wird zu einem eigenen Universum mit einer ganzen Fülle von Geschichten. Es hat Spass gemacht, Ihnen „meine“ Wüste näherzubringen, aber alles muss mal ein Ende haben und ich denke, nun ist ein guter Zeitpunkt. Ich werde diesen Sommer viel reisen und mich neuen Projekten zuwenden. Und nein, ich verlasse die Wüste nicht für New Orleans – ein Gedanke, über den ich vor ein paar Wochen hier sinniert habe. Und nochmals nein – ich höre nicht auf, weil ich von Ihnen bitter enttäuscht bin, dass mir auch nach vier Jahren noch keiner von Ihnen einen Swimming Pool geschenkt hat. (Ich würde diese Enttäuschung nur als milde einstufen – man kennt ja seine Pappenheimer). Es hat mich gefreut, dass ich einige von Ihnen zu einer Reise in die Gegend gelockt habe – eine Tat, für die ich hoffentlich bald das Twentynine Palms Chamber of Commerce Verdienstkreuz erhalten werde. Das würde ich Sie natürlich kurz wissen lassen. Die gesammelten Kolumnen finden Sie übrigens auf: LilianeLerch.com. Und – es war mir eine Ehre – so long, good-bye.

Wednesday, April 21, 2010

Herzlich Willkommen


Vor gut zwei Wochen hat mich mein Freund Skylar aus LA angerufen. Er und seine Freundin Erlea würden mich für ein paar Tage besuchen kommen. OK? OK. Erlea habe von ihrem Grossvater im Baskenland etwas Geld geerbt. Nicht viel. Aber immerhin. Sie überlege sich, in Joshua Tree ein Haus zu kaufen. Nun ist der Moment, sage ich. Das Schlimmste dürfte vorbei sein im Immobilienmarkt, aber die Preise sind noch nicht gestiegen. Sie kommen, treffen sich mit einem Makler und finden nichts. Was sie sich leisten könnten, sieht entweder heruntergekommen aus oder ist blöd gelegen. Was ihnen gefallen würde, können sie sich nicht leisten. Dann, am selben Abend macht Erlea online ihre Nachforschungen und sieht etwas, was schier unglaublich klingt: ein riesiges, halbfertiges Haus auf 8 - in Worten acht – Fussballfeldern Land an bester Lage in Joshua Tree für 29 000 – in Worten neunundzwanzig tausend – Dollar. Was ist hier falsch, denkt man automatisch, Zwei Wochen später ist immer noch nichts falsch. Was schon steht, ist mindestens 100 000 Dollar wert. Das Land ist, konservativ geschätzt, 60 000 Dollar wert – es ist unverschandeltes Wüstenland, äusserst privat gelegen und trotzdem einfach zugänglich. Es war das Traumhaus eines Paars – einer von ihnen ist plötzlich gestorben, der andere konnte und wollte nicht weiterbauen. Das Haus fiel an die Bank und das war das Ende. Und der Anfang für Erlea und Skylar, denn die Bank wollte den Klotz am Bein so schnell wie möglich loswerden. Plötzlich waren da noch zwei Mitbieter. Erlea und Skylar boten 35 000 Dollar und bekamen den Zuschlag. Die ersten Tage sind die beiden jungen Künstler zwischen Euphorie, Angst über den einen Mut und Überwältigung hin und her geschwankt. Nun lernen sie alles über Solarenergie, Wasserzufuhr, Wüstenmaterialien und Erdbebensicherheit. Und das mit den Schuhen, das wird Erlea auch bald lernen. Hoffentlich nicht “the hard way”.

Ausgespuckt


Kürzlich hat mir eine Freundin aus der Schweiz ein Buch geschickt, das ihr beim Stöbern in die Hände gefallen ist: Durch den Sand – Schriftstellerinnen in der Wüste. Sie hätte natürlich sofort an mich gedacht, hat sie geschrieben, und sie sei neugierig, ob ich Gemeinsamkeiten fände, den gemeinsamen Nenner. Mhm. Erst war ich mal erstaunt. Es war mir bis anhin nicht bewusst gewesen, dass ich zu einer so klar definierten Spezies gehöre - Frau, Schreiben, Wüste. Beim Lesen hat sich allerdings schnell herausgestellt, dass die meisten Geschichten und Betrachtungen nicht von Wüstenbewohnerinnen geschrieben sind, sondern von Wüstenreisenden. Ob in Afrika, im Nahen Osten oder in Amerika, ob heute oder vor hundert Jahren – die Wüsten der Welt scheinen dieselben Gedanken und Gefühle hervorzurufen. Vom Glück der Stille ist die Rede und vom Stillstehen der Zeit, vom Schärfen des Blicks und einem ganz andern Erfahren von Natur und Gefahr. Und natürlich vom Zurückgeworfensein auf sich selber – alles Dinge, über die ich auch schon geschrieben habe. Die Wüste hat eine Art, diejenigen, die nicht hierher gehören, schnellstens wieder auszuspucken, hat mir letzthin einer gesagt, ein Immobilienhändler, seltsamerweise. Das Rausspucken scheint nicht nur für Wüstenbewohner und solche, die es werden wollen zu gelten, sondern lustigerweise auch für die Schriftstellerinnen in der Wüste. Twentynine Palms kommt in der Sammlung gleich zweimal vor. Einmal in einem Text von Tanja Dückers, der mir authentisch erscheint und mich für ihr Buch interessiert. Und einmal in einem Text über eine nächtliche Wüstenfahrt von Christa Wolf, der für mich als Einheimische geradezu lächerlich unpräzis ist. Vier falsche Benennungen sind mir in dem kurzen und leider obendrein noch uninteressanten Text aufgefallen – von Wüstennamen über Pflanzen zu Restaurants. Die ist wohl auch von der Wüste ausgespuckt worden, die Frau Wolf.

Monday, April 12, 2010

Jammern


Ich hätte Sie ja gern angelogen und Ihnen vorgemacht, wir hätten hier die prächtigsten Ostertage verlebt, aber sowas ist leider in den Zeiten des Internets schwer machbar. Ein paar Clicks und Sie wissen – die Lerch lügt wie gedruckt. Na ja, nicht wie gedruckt, sondern gedruckt in diesem Falle. Sonnig ists ja schon, aber kalt ists, um nicht zu sagen schweinekalt. Jaja, nicht so wie in der Schweiz, aber zu kalt. Für meinen Geschmack zumindest und für die jährlichen Durchschnittswerte genauso. Morgens und abends muss ich sogar noch ein bisschen heizen – einfach unerhört - und ich hab tatsächlich nochmals Propangas nachbestellen müssen, um die 18 Grad Tage und 8 Grad Nächte zu überstehen. Die Wildblumen lassen auch auf sich warten. Dabei sollen die doch dieses Jahr grossartig werden, weil wir einen regenreichen Winter hatten. Ein paar lausige Desert Gold hats ums Haus rum. Das sind so margeritenartige Teile in Bleichgelb, nichts besonders Aufregendes also. Ach ja, und ein Kaktus hat eine rosa Blüte. Mensch, da hol ich doch nicht mal die Kamera hervor. Dichte Teppiche in magenta, sonnengelb und violett sind was ich will. Berge, die auf der einen Seite in tief-orangem Velour überzogen scheinen und auf der andern ein wildes, buntes Patchwork an Wüstenschönheit zur Schau stellen. Ins Death Valley hätte ich mit einer Freundin fahren wollen, um besagte Schönheit zu fotografieren. Aber die Website mit dem Wildflower Report gibt die Blust nur mit 60% an. Tut mir leid, aber für 60% fahre ich bestimmt nicht zwei Stunden hin und zwei Stunden wieder zurück – auch nicht mit einem Hybrid. Unter einem Wow-Faktor von 200% bewege ich mich schlichtweg nicht vom Fleck. Man wird verwöhnt, wenn man weiss, es geht auch anders, ich gebs ja zu. In wenigen Monaten jammere ich dann, weil’s zu heiss ist. Es ist ein Jammern auf hohem Niveau, auch das bin ich mir bewusst. Aber da mussten Sie jetzt halt auch mal durch.

Wednesday, March 31, 2010

Trailer Trash


Nun bin ich also offiziell auf unterstem Wüstenniveau angekommen: ich habe einen Trailer im Garten stehen. Du bist ja so Trailer Trash, sagt mein Nachbar Kurt und meint es netterweise ironisch, denn die Bezeichnung ist alles andere als schmeichelnd. Trailer Trash ist der wenig respektvolle Ausdruck für eine weisse Person, die in einem Wohnwagenpark wohnt und sich durch schlechte Hygiene, schlampige Kleidung, raue Sprache und allgemeine Beschränktheit auszeichnet. Mittlerweile brauchts den Wohnwagenpark nicht mehr, um dem Ausdruck Genüge zu tun – allgemeines Schlampentum in all seinem ganzen Facettenreichtum reicht durchaus. Da ich nun aber eben besagten Trailer im Garten stehen und mich selber schon als Wüstenschlampe bezeichnet habe, halte ich kurz zur Eigenüberprüfung inne. Zählt das gelegentlich fettige Haar als schlechte Hygiene? Nicht wirklich. Die Jogginghose den ganzen Tag zu tragen und sie dann womöglich nachts anzubehalten, spricht nicht für mich, auch wenn das nur in fleissigen und nicht in faulen Phasen vorkommt. Raue Sprache? Aber nein, ich doch nicht. Gelegentliche Direktheit kann sich schon ergeben – nur provoziertermassen, ich schwörs. Also doch kein Trailer Trash – wenn da nicht der Trailer selbst wäre. Ich hüte ihn für meine Freundin Jamie, die mir versprochen hat, sie würde das Ding bald zum Juwel herrichten. Was ich unter bald verstehen muss, habe ich dummerweise nicht gefragt, als ich zur Zwischenlagerung einwilligte. Nun können auch die pittoresk, extra für Sie hindrapierten Klappstühle nur gerade aus diesem Winkel über die Tatsache hinwegtäuschen, dass hinter dem Trailer dessen alter Herd und eine Spühle stehen. Die unvorteilhafte Seite ist denn auch diejenige, die man vom Eingang her sieht. Das hatte ich leider bei der Lieferung nicht bedacht. Und wenn so ein Teil erst mal im Sand steht, gibts daran leider von Menschenhand nichts mehr zu rütteln.

Ich gehe fremd


Von allen Fotos, die ich letzte Woche in New Orleans gemacht habe, gefällt mir dieses hier besonders. Blah, blah New Orleans – wer’s glaubt, sagen Sie vielleicht. Vertrauen ist alles, sage ich, das Foto wurde im Croissant d’Or im French Quarter aufgenommen. Ich habe viel fotografiert in dieser Stadt, Häuser hauptsächlich und ich konnte mich nicht für ein einzelnes Bild entscheiden - New Orleans hat immer auch was mit Fülle zu tun. Die Phantasie ist mit mir durchgegangen. Ich hab mich in viele Häuser verliebt – gross, klein, alt und noch älter. Und ich hab mich in diese Stadt verliebt. Gefällt mir die Wüste nicht mehr? Nein, damit hat das nichts zu tun. Mir gefällts an so vielen Orten gleichzeitig. Und ich mache immer sofort den Sprung – wie wäre es, hier zu leben? Könnte ich nochmal neu anfangen? Will ich nochmal neu anfangen? Ich vermute, dass es jedes Mal einfacher wird, umzusiedeln und einen neuen Ort zu entdecken –gerade, weil ich es schon einmal gemacht habe und es bis heute eine gute Erfahrung geblieben ist. Von der Wüstenhitze und der Angst vor Feuern zur viel schlimmeren tropischen Hitze und der Angst vor Hurricanes? Ich hab sie wohl nicht alle, überhaupt darüber zu phantasieren. Und trotzdem. New Orleans ist so ziemlich das Gegenteil von der Mojave: bunt, laut, vielfältig, und eben nass. Ich weiss nicht, woher ich da die Zeit zum Arbeiten nehmen würde. Im Geiste findet nur Rumspazieren statt, Kaffee trinken, Musik hören, in einem lauschigen Stadtgärtchen lesen und die heissen Nachmittagsstunden überstehen. Sechs Monate feucht-heiss sei es da, sagen meine Freunde. Ach was, halb so schlimm, ich wäre ja damit beschäftigt, mein nicht-existentes Haus einzurichten… Halt, feucht-heiss… da war doch noch was. Mücken, genau. Die gibts in der Wüste glücklicherweise nicht. Und da Mücken mich besonders gern mögen und die Liebe nicht auf Gegenseitigkeit beruht, bleibe ich doch am besten, wo ich bin.

Wednesday, March 17, 2010

Stammtisch-Niveau


Oh, boy. Nun hacken sie wieder. Plötzlich klingelt meine Email-Inbox im Minutentakt vor sich hin. Und da ich mich dankbar auf jede Ablenkung von der Arbeit stürze, fange ich sogleich an zu lesen. (Man könnte ja auch das Email Programm schliessen während der Arbeit, hat meine strenge Schreibdomina Freundin M. gesagt. Ja, habe ich gesagt. Und es nicht gemacht.) Also kriege ich in Echtzeit mit, wie sich die Umweltschützer hier oben über ein Email-Forum ein Duell liefern. Sie erinnern sich veilleicht – ich habe auch schon mal darüber geschrieben, dass hier ein Super-Walmart gebaut werden soll. Bis jetzt konnte das von einer Umweltorganisation, die sich für die Konservierung von pristinem Land hier oben einsetzt, verhindert werden. Vor allem, weil sie glaubhaft machen konnten, dass die vom Gesetz verlangte Umweltstudie über die Auswirkungen eines solchen Riesen-Shopping Centers absurd ungenau war und von falschen Voraussetzungen ausging. Dann hörte man lange nichts und ich hatte schon gehofft, dass Walmart seine Baupläne wegen der schlechten Wirtschaftslage aufgegeben hatte. Und dann der Email-Krieg aus dem Nichts aufgrund der Information, dass Walmart, gerichtlich verfügt, besagter Umweltorganisation 120 000 Dollar bezahlen muss und dafür bauen darf. Nun sind 120 000 Dollar für Walmart etwa so, wie wenn Ihnen und mir ein halber Einräppler aus der Tasche fällt und wir uns überlegen, ob wir uns überhaupt bücken sollen. Aber, wie immer in diesen Fällen, war die Abfindung und somit der Streitpunkt nur ein klitzekleiner Teil eines viel grösseren und komplizierteren legalen Geflechts. Mittlerweile ist klar: Walmart muss das Geld zahlen, ob sie bauen oder nicht. Ob sie bauen können, ist immer noch nicht klar. Und der Leiter der Umweltorganisation fühlt sich von seinen Mitkämpfern logischerweise auf den nicht existenten Schlips getreten. Wie gesagt, Stammtisch. Einfach auf einem andern Kanal.

Hölle auf Rädern


Wenn du Landei dann mal wieder die Wüste verlässt und in die Stadt kommst, nehme ich dich zu einem Rollerderby mit, hatte meine Freundin Madeleine seit langem gesagt. Landei – ich? Eine Frechheit. Ich hatte zwar keine Ahnung, was ein Rollerderby ist, aber letzten Samstag war es soweit. Am Tag zuvor musste ich Hausaufgaben machen und mir Whip It ansehen, ein relativ neuer Film, bei dem Drew Barrimore Regie geführt hat und bei dem es eben um Rollerderby geht, oder Hell on Wheels wie ich es auch schon beschrieben gekriegt habe. Ich war also mit einem Grundwissen ausgestattet, als wir in ein grosses Lagerhaus traten, in dem ein Rollerderby-Ring aufgebaut war, der wie eine kleine Velorennbahn aussah – nur eben für Rollschuhe. Seit ein paar Jahren ist Rollerderby in Los Angeles wieder äusserst populär. Das war es in den Siebziger Jahren schon mal und eine gewisse Punk Attitüde ist definitiv auch heute noch spürbar. Die Girls sind hart im Nehmen, die da gegeneinander antreten. Und obwohl Rollerderby ein ernsthafter Sport ist, ist der Spass-, Lifestyle- und Selbstironie-Faktor mindestens so wichtig. Das war er auch fürs äusserst gemischte Publikum. Punk Rocker, Latino Familien, Hippie Girls, Disco Boys, und das ganz normale Sportpublikum – alle waren gekommen, um die die Los Angeles Derby Dolls gegen die San Diego Derby Dolls antreten zu sehen. Beide Teams schicken je fünf Fahrerinnen gleichzeitig in den Ring, acht davon bilden das Feld. Die zwei andern sind Angreiferinnen, die versuchen müssen, möglichst viele Fahrerinnen des gegnerischen Teams zu überholen. Da wird gerempelt und geblockt und Stürze gibts zuhauf. Aber es macht Spass zuzuschauen, vor allem weil die Girls mit Namen wie Krissy Krash, Lace N’ Arsenic und Jackie Daniels nicht nur Rollschuhfahren können wie der Teufel, sondern ihrer Rolle als knallharte Punk Gören freudig gerecht werden. Teilweise mit Netzstrümpfen und vollem Make-up.

Friday, March 5, 2010

Frühjahrsputz


Von einem Tag zum andern war Schluss. Den ganzen Winter hatte ich zugeschaut, wie die Hunde schmutziger und schmutziger wurden. Das rotbraune Kurzhaar wurde zu einem stumpfen beigebraun. Das schwarze Langhaar zu einem matten sandgrau. Sie wie üblich im Garten mit dem Schlauch abzuspritzen und zu shamponieren lag nicht drin. Für die Hunde nicht und für mich nicht. Der Winter war zu streng. Mir wären die Finger einfroren ob dem kalten Wasser. Und den Hunden so ziemlich alles, wenn sie draussen im kalten Wasserbad hätten stehen müssen. Der Hundesalon in Twentynine Palms hatte vor ein paar Monaten dicht gemacht. Es gab offenbar nicht genügend Leute, die sich noch einen Hundecoiffeur leisten konnten. Die schlechte Wirtschaftslage machte sich also auch bei den Wüstenhunden bemerkbar, aber da deren Fell ja eh nie der Inbegriff von seidener, städtischer Gepflegtheit war, fiel das nicht weiter auf. Von weitem wenigstens nicht. Aber aus der Nähe - ich täschle partout nicht gern etwas, was der Konsistenz einer klebrigen Teppichmatte ähnelt. Und trotz der Trockenheit in der Wüste, die das Ärgste verhindert, rebellierte auch meine Nase je länger je mehr. Da musste mal wieder Tabula Rasa gemacht werden. Auf dem Highway hatte ich im Vorbeifahren diesen gelben Wagen gesehen und mir sogar die Nummer merken können. Brenda kam, sah und kämpfte. Drei Stunden lang wurde gewaschen, geschoren und geschnitten. Luxuriöse Vorzugsbehandlung, dachte ich – zu den Hunden kommen die Profis nach Hause während ich mit meine Haare oft selber schneide. Brenda hatte es besonders gut gemeint und den beiden als Zeichen geleisteter Dienste noch je ein Halstuch umgebunden, wie wenn man den Unterschied von vorher zu nachher sonst nicht bemerkt hätte. Aber das liessen die beiden nicht auf sich sitzen. Kaum hatte sie ihr Vehikel gewendet, waren die Tücher auch schon weg. Was denkt die, wer wir sind. Viel zu affig für eine richtigen Wüstenhund.

Saturday, February 27, 2010

Felsen wie Skateboards


Die Schuhe warens nicht, da sind sich Andrew und Bret einig. Ihre Vans seien für die Expedition bestens geeignet gewesen, behaupten sie. Sie waren in den Berg hinter dem Haus gestiegen und fünf Stunden nicht mehr wiedergekommen. Ohne Wasser, ohne Telefon, nur je ein alter Golfschläger, der auch als Spazierstock verwendet werden konnte, hatten die beiden Jungs dabei. Was ist das mit der offenen Wüste und Golf? Ich finde immer wieder Golfbälle hinter meinem Haus, weil auch Andrew’s Vater Kurt, mein Teilzeit-Nachbar, gern welche in der Gegend rumballert. Wahrscheinlich ist es einfacher, sich der Illusion eines hervorragenden Handicaps hinzugeben, wenn es weit und breit kein Grün gibt. Den beiden Jungs gings weder um Golf noch um Klettern. Sie wollten nur möglichst weit weg von Kurt. Der hatte sich für die beiden allerhand Arbeit rund um die Renovation seines Wüstenhäuschens ausgedacht wie zum Beispiel den Bauschutt hinter dem Haus wegzuräumen. Nach zwei Stunden rief er mich zum ersten Mal an. Er klang wütend. Und besorgt. Ich lief rüber und wir starrten gemeinsam in die von riesigen Felsbrocken übersähten Berge. Nichts. Rufen. Ebenfalls nichts. Nach drei Stunden war Kurts Wut weg und nur die Besorgnis war übrig geblieben. Nach fünf Stunden, als die beiden zerkratzt und geläutert wiederkamen, war sie sofort wieder da, Kurts Wut. Skater Idioten, nannte er sie, nachdem sie erzählt hatten, wie sie sich da oben verlaufen hatten, wie die grossen, runden Steine in alle Richtungen gleich ausgesehen hatten und wie durstig sie waren. Die Oberfläche der Steine sei ihnen vertraut gewesen – genau so rau wie ein Skateboard. Ausser dass man auf Kaktus stiess statt auf Asphalt, wenn man fiel. Irgendwann schafften sie es dank dem Sonnenstand doch noch, zurück zu finden. Der Bauschutt hatte leider gewartet. Der musste immer noch weg. Und Kurt lachte sich ins Fäustchen während er die erste Bierflasche öffnete.

Wednesday, February 17, 2010

Geografie Stunde


90 Minuten habe ich für Sie gelitten. Danke. Bitte. Nicht gern geschehen. Dabei hatte ich nur mehr Informationen zu einem Kolumnenthema holen wollen: Wie kann es sein, dass man ein Wüstenterrain ohne spezielle Identifikationsmerkmale immer wieder gleich durchschreitet, ob man will oder nicht, wie ich an meinen Fussspuren in der offenen Wüste sehe. Im Museum von Twentynine Palms gabs einen Vortrag zu einem ähnlich gelagerten Thema, wie ich zumindest annahm. Ich war stolz auf mich, dass ich das innere Faultier bezwungen hatte und hingefahren war. Für was? Für den schlechtesten Vortrag, dem ich je das Unglück hatte beizuwohnen. Etwa 30 Leute hatten im historischen Schulzimmer Platz genommen und waren gespannt. Die Rednerin und ihre wissenschaftlichen Leistungen wurde eingeführt. Sie war um die 40 und hatte eine interessante Schönheit an sich. Sie sei als Jugendliche aus Chile eingewandert, erklärte sie ihren Akzent im Grenzbereich des Verständlichen. Als sie erst mal zehn Minuten darüber sprach, über was sie sprechen würde, wusste ich, das wird nichts. Nicht mal der Übergang zum eigentlichen Vortrag war klar auszumachen. Zu diesem Zeitpunkt schliefen bereits drei Leute. Die mickrigen Bildchen und Karten waren die Leinwand nicht wert, auf die sie projeziert wurden. Ich habe gelernt: Wenn man rund um einen ausgetrocketen See antike Werkzeuge aus Stein findet, lässt das auf Wasser und Klimaveränderung schliessen. Hallo? Die Wissenschaftlerin wusste ja vielleicht mehr, aber von Vermittlung hatte sie noch nie was gehört. Am Ende schliefen sieben Leute. Ich blieb wach. Hautsächlich, weil ich sehen wollten, ob man so eine wissenschaftliche Nichtigkeit 90 Minuten lang durchhalten kann. Man kann. Wie sich der menschliche Körper eine unauffällige Wüsten-Topografie immer wieder gleich aneignet, das soll mir doch bitte mal eine anständige geografische Fachperson erklären. Kost und Logis inbegriffen.

Energieverlust


Ich gebs ja zu, wie die meisten Schreiber, versuche ich immer mal wieder, mich vor dem Schreiben zu drücken. Trotzdem hoffe ich, dass ich nicht so plump sein würde, das Stromkabel meines Computers nicht richtig einzustecken. So geschehen letzte Woche. Während ausgiebigem SsS (Surfen statt Schreiben), merke ich, dass die Batterie meines Computers nicht mehr auflädt: nur noch 18% übrig. Umstecken – nichts. Stromschiene ein/aus – nichts. Ersatzkabel suchen – nichts. Wo ich eben noch die Arbeit verdrängte, herrscht ab sofort Panik. Hilfe, ich nun kann ich nicht mehr arbeiten. Mit den letzten Prozent Batterie überprüfe ich, was ich eigentlich schon weiss: der nächste Apple Store ist in Rancho Cucamonga. Was wie ein Ortsname klingt, den Kinder erfinden, gibts tatsächlich. Auch die Distanz ist leider nicht erfunden – über 80 Meilen von meinem Haus entfernt. Kurzes Abwägen von Alternativmöglichkeiten. Ich könnte zu Freunden fahren, die hoch über Pioneertown wohnen. 30 Meilen, Schnee, unwegsame Naturstrasse, Steckenbleiben. Bringt nichts, falls wirklich was Fundamentales falsch ist. Es ist fünf Uhr, der Laden ist bis neun Uhr offen. Computer und Stromkabel eingepackt und ab. Eineinhalb Stunden später stehe ich im Laden. Ob ich online einen Termin abgemacht habe, fragt der Apple Genius Justin. Nein, sage ich, mit unterdrückter Hysterie, das sei ja eben das Problem – ich bin soeben achzig Meilen hierher gefahren. Genius Justin erbarmt sich auch ohne Termin. Er steckt mein Kabel ein, das Lämpchen leuchtet, der Computer lädt auf. Kein fauler Zauber, sagt er und hält zum Beweis seine Hände in die Luft. Ich verstehe rein gar nichts, schliesslich bin ich computertechnisch nicht ungeschickt. Ich fahre die 80 Meilen zurück zur Schreibvermeidung und siniere über den Preis nach, den ich für die Abgeschiedenheit zahle, die ich sonst grossartig finde. Und den Anfang von Grey’s Anatomy habe ich erst noch verpasst.

Erwachsen


Little Dan ist der Sohn meiner Nachbarn. Er ist 23. Das sind sieben Jahre über das Alter, in dem man in den USA Autofahren lernen darf. Seit ein paar Wochen hat Little Dan seinen Führerschein. So lange nicht fahren zu dürfen, hat Little Dan gewurmt, um hier mal mit einer massiven Untertreibung einen Kraftausdruck abzuwenden. Seine Eltern fanden, er sei nicht reif genug zum Fahren. Little Dan hat die Schule früh geschmissen. Arbeit hat er keine gefunden. So lebt er in einem Wohnwagen auf dem Land der Eltern und hilft seiner Mutter, mit dem Ice Cream Truck durch die Wüste zu kutschieren und Eis zu verkaufen. So verdient er sich Zigarettengeld. Ab und zu reichts für ein Computerspiel. Seinem Vater hilft er, Autos zu reparieren. Das interessiert ihn und er würde es auch ohne finanziellen Zustupf machen. Mir hilft Little Dan ebenfalls. Er schaut zu meinen Hunden, wenn ich nicht da bin (und überfüttert sie), macht Gartenarbeit, die mir zu schwer ist, und er kommt und entsorgt tote Hasen, wenn ich ihn in Panik anrufe, weil meine Hunde ausnahmsweise mal einen erwischen. Tote Hasen zusammenwischen – da hört meine Naturliebe auf. Natürlich bezahle ich Little Dan für seine Hilfe – ich bin seine einzige ausserfamiliäre Einkommensquelle. Manchmal fragt er, ob ich nicht mal wieder eine längere Reise unternehmen wolle. Nicht weil er mich nicht mag, sondern weil er Geld braucht. Seit kurzem mag er mich noch viel mehr. Ich habe ihm vorgeschlagen, ihm meinen alten Pickup Truck zu geben und ihn den abarbeiten zu lassen. Er konnte sein Glück kaum fassen. Auf ein Auto zu sparen, wenns keine Arbeit gibt, ist entmutigend. Eins zu kriegen und es abzuarbeiten, hat Little Dan mit einem Schlag erwachsen werden lassen. Prüfung- und Versicherungsanmeldung – alles plötzlich kein Problem. Der Truck ist kaum wiederzuerkennen. Da wird pausenlos geschraubt, geputzt und gewachst. A truck makes a man, I guess.

Saturday, January 30, 2010

Sand unter


Der Dachdecker ist mein neuster bester Freund. Das dachte ich wenigstens, als er vor dem grossen Sturm angefahren kam, mit einer grossen Silikonpistole aufs Dach stieg und das Gröbste richtete. Regenstürme waren vorausgesagt worden und die TV Wetterfrösche zu Hochform aufgelaufen. El Ninjo, soviel Regen wie noch nie, Tornadowarnungen, blahblahblah, wird nur halb so wild sein, dachte ich, aber ich lass das problematische Dach sicherheitshalber mal anschauen. Falls es hält, schicken Sie mir einen Check über 150 Dollar. Ansonsten komm ich wieder. Dann kam alles so wie vorausgesagt und schlimmer. Zwei Tagen Dauerregen hielt das Dach besser stand als die Sandstrasse, die zu meinem Haus führt. Sie floss schlicht und einfach davon. Während einer kurzen Regenpause am dritten Tag fuhr ich zum Grosseinkauf und war froh, in meiner Strasse, sprich Bachbett, nicht steckenzubleiben. Danach gings erst richtig los. Im Berg hinter dem Haus formte sich ein lauter Wasserfall, den ich gern für Sie fotografiert hätte, wenn ich mich nicht gefürchtet hätte, entweder überspült oder von sich plötzlich lösenden Steinen überrollt zu werden – eine Angst, die nicht unbegründet ist. Vor ein paar Jahren hat man während monsoonartiger Regenfälle ein Auto mitsamt toter Insassen zwanzig Meilen weiter weg gefunden – weggespült von einem reissenden Bach, auch Flashfloods genannt. Das Schöne am vielen Wasser wird in ein paar Monaten zum Vorschein kommen – prachtvolle Wildblumenteppiche in allen Farben. Das weniger Schöne etwas später: die ausgetrockneten Wildblumenteppiche liefern dort, wo sonst nur Sand ist, den gefrässigen Feuern ihr Futter, sprich Lauffeuer. Nach einer Woche Extremwetter in Südkalifornien ist jetzt gerade alles so sonnig wie es sich gehört. Aber der Dachdecker, der ist nicht mehr mein Freund. Riesige, wüste gelbe Flecken an meiner Wohnzimmerdecke zeugen von unserem Break-up. Scheiss Silikonpistole...

Wednesday, January 20, 2010

Zugespitzt


Krieg in Wonder Valley - dabei hätte doch alles so friedlich bleiben können, wie es mal gedacht war im Tal östlich von Twentynine Palms, wo Kojoten und Hasen sich Gutenacht sagen und Echsen und Schildkröten durch den heissen Sand schleichen. Aber da wühlt sich noch was anderes durch den Sand in Wonder Valley, welches offiziell zu Twentynine Palms gehört, aber infolge eines ausgeprägten Lokalpatriotismus separat genannt sein will. Es sind die Sandtöffs, welche die Natur mitsamt vieler der weitverstreuten Einwohner von Wonder Valley in Aufruhr bringen. Sandtöffs heissen natürlich nicht Sandtöffs, aber das gefällt mir, weil es gut mit Töfflibueb geht. Es sind aber nicht nur Jugendliche, welche hier mit Töfflibuebe-Mentalität ausgestattet sind, dem Geisteszustand (sofern das Wort Geist hier angebracht ist), der sich durch den Mix von Dümmlichkeit und Leichtsinn zwecks kurzfristigem und vermeintlichem Gewinn an Grösse und Wichtigkeit auszeichnet. Der Widerstand gegen die Off-Roaders ist in den letzten Jahren immer grösser geworden. Und offizieller: Off-Roaders dürfen nun nur noch auf bestehenden Sandstrassen gefahren werden – und fast alle Strassen in Wonder Valley sind Sandstrassen – nicht mehr in der offenen Wüste. Aber natürlich ist es die offene Wüste, welche den Off-Roadern ihr Freiheitsgefühl verleiht, darum hat man ihnen einen immerhin 700km2 grossen Sandkasten in Johnson Valley zugestanden, in dem sie nach Belieben spielen dürfen. Die übrigen 13 000km2 Wüste, für welche das Bureau of Land Management in Bastow zuständig ist, werden von sieben Rangern patroulliert, und Meldungen über Übertritte werden immer häufiger. Die eine Seite sieht in jeder Pneuspur den Untergang, die andere beschwert sich über die Wüstenutopisten und ihren Naturschutz. “Wir verlieren die Wüste und werden nun in diese kleinen Reservate gesteckt”, sagt ein Off-Roader, “wir fühlen uns langsam wie Indianer.” Lachhaft…

Streitpunkt


Früher war das Cowgirl ein sogenanntes Conversation Piece im Haus meiner Freunde Kristie und Harry – ein seltsames Stück, das immer wieder die komischsten Gespräche auslöste. Ist sie so jenseits, dass sie schon wieder cool ist? Ist sie einfach nur geschmacklos? Wie auch immer – sie wuchs einem ans Herz, wie sie da in der Ecke stand und den Dingen ihren Lauf liess. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätte eingegriffen, kann aus heutiger Sicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Ihre lebendige Präsenz hätte die ersten Querelen zwischen Harry und Kristie mit einem Blick beenden können. Ein Aufstampfen mit dem Stiefel hätte die darauffolgenden tiefen Beleidigungen wenigstens mit einer Entschuldigung auszumerzen versuchen können. Und der Colt im Anschlag hätte hoffentlich zwei im Grunde anständige Menschen anständig bleiben lassen. Aber sie hat nichts von dem getan, die Gute in der Ecke, nur zugeschaut hat sie wie alles bachab ging. Und nun ist sie selber noch zum Zankapfel geworden. Nicht weil Kristie und Harry in sie vernarrt wären. Natürlich nicht. Es geht nur darum, dass der andere sie nicht kriegt. Das Cowgirl hats zum Symbolwert einer abhandengekommenen Ehe gebracht, aufgeladen mit Bedeutung, die dem Objekt der Begierde gar nie angestanden hat. Ich stelle mich zu ihr in die Ecke und versuche mich aus der Schusslinie zu halten. Ich will nicht wählen. Ich liebe beide Kriegsgegner zu sehr. Für mich hoffe ich, dass Kristie die Liebe zur Wüste nicht mit der zu Harry verliert. Sie ist ihm damals hierhier gefolgt und hat das Leben hier oben lieben gelernt. Ist das Wüstenleben zu einschneidend, zu definierend, um es nicht immer mit einer ausgetrockneten Liebe zu verbinden? Muss einer von ihnen nun weg? Platz gäbe es ja genug, dass man sich nicht immer über den Weg laufen muss. Ist die Wüste für zwei Feinde zu eng? Oder wandelt sich die einstige Freude über die Weite in absolute Verlorenheit?

Sunday, January 10, 2010

Das fängt ja gut an


Mein Sitznachbar schaut auf die Uhr. Das ist auch das erste Mal, dass ich in zwei Tagen pünktlich losfliege, sagt er. Es ist der 31. Dezember 2009, nachmittags um vier kurz vor Abflug von Phoenix, Arizona, nach Los Angeles. Hinten im Flugzeug stehen zwei circa 17 jährige Girls auf und zwängen sich mit Rucksack und Kissen unter dem Arm durch den Mittelgang nach vorne. Die eine redet leise aber eindringlich auf den Steward ein. Ich verstehe nicht, was geredet wird und bin leider trotzdem sicher, um was es geht. Ich hab sie auch gesehen, die drei jungen Freunde, zwei davon leicht nach Mittlerem Osten aussehend. Und ich habe den Gedanken sofort wieder verworfen. Zu westlich modisch gekleidet, zu sehr College Kids, zu entspannt. Obschon – das heisst ja alles auch nichts. Aber die zwei Girls wollen raus aus dem Flugzeug. Nun redet der Captain mit ihnen. Dann mit uns. Es bleibe ihm leider nichts anderes übrig, als uns alle aussteigen zu lassen, da sich nicht alle Passiere an Bord sicher fühlten. Als draussen im Terminal alles parat ist, werden wir raus gebeten. Polizei, Sicherheitsbeamte, Bombenspührhund. Ich werde nicht befragt, die drei Männer werden befragt. Ich sehe, dass sie kanadische Pässe haben. Man bleibt entspannt – die Sicherheitsbeamten, die jungen Männer, die andern Passagiere, obwohl’s da welche dabei hat, die nun ihre Anschlussflüge verpassen. Dann alle wieder Boarding Pässe herzeigen und rein. Diesmal schaffen wirs nicht ganz bis ins Flugzeug. Es müssten noch weitere Klappen untersucht werden, heisst es. Also wieder raus. Bombenspührhunde, Sicherheitsbeamte, Polizei usw. Nichts zu finden. Boarding Pässe wieder herzeigen und rein. Die Girls sind verschwunden. Ich hoffe, es sind nur die Leute hier, die auch wirklich hier sein wollen, sagt der Steward trocken. Applaus. Der Mann neben mir schaut auf die Uhr, als wir abheben. Am Fenster zieht ein riesiger Vollmond vorbei. Frohe Reise ins 2010.