Wednesday, October 14, 2009

Bitte hier fotografieren


Vom Aussichtspunkt Keys View im Joshua Tree National Park kann man an klaren Tagen bis nach Mexico sehen. Diese Tage werden immer seltener – dank der Luftverschmutzung des 100 Meilen entfernten Grossraums Los Angeles, welche der Wind ins Landesinnere trägt. So sieht man halt meist nicht nach Mexico sondern nur nach Palms Springs runter - Luftlinie ungefähr 20 Meilen – und gibt sich der Illusion hin, heute sei es auch wieder mal besonders dunstig. Die Aussicht ist trotzdem spektakulär, besonders zu Sonnenauf- und -untergang. Immer wieder muss ich da hochfahren. Nicht weil ichs nicht lassen kann, sondern weil alle meine Gäste zu Keys View wollen. Was macht Aussichtspunkte so faszinierend? Woran liegt es, dass man eine Gegend scheinbar erst verinnerlicht, wenn man sie visuell von oben erfasst? Da sind nicht nur die üblichen internationalen Touristen anzutreffen, sondern immer auch Leute aus der Gegend auf Fotomission. Einmal wars ein junger Mann mit schwerem Motorrad, der sich mit Selbstauslöser auf seinem Motorrad fotografierte. Einmal war es Eric Benet, Halle Berry’s Ex, der zur Unzeit mit neuer Flamme unterwegs war und den ich erst durch den Sucher erkannt habe, nachdem ich den beiden Turteltauben anerboten habe, sie zusammen abzulichten – ein Angebot, das sie erst erschrocken abgelehnt hatten, bis sie realisierten, dass es sich hier ja um ihre eigene Kamera handelte und nicht um die eines Paparazzo. Ich hab mir nichts anmerken lassen, aber als sie verschwunden waren, hab ich mich über ihr Missverständis krumm gelacht. Vor einer Weile habe ich bei Keys View diese blutjunge Familie angetroffen – ebenfalls auf Fotomission. Sie haben mein Angebot, sie zusammen zu fotografieren, sofort dankbar angenommen und hatten auch gegen meine Kamera nichts einzuwenden. Der Gegensatz zwischen seiner harten Schale und seiner Offenheit und absoluten Hingabe zu seiner Frau und Tochter haben mich fasziniert.

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