Friday, August 1, 2008

Schlangengrube


Sie entschuldigen, dass ich Ihnen hier kein Photo der Klapperschlange präsentiere, die mir vor ein paar Tagen beim Joggen über den Weg gelaufen ist. Oder besser gesagt ich ihr. Die Geistesgegenwart, mein Handy zu zücken und abzudrücken, hat mir gefehlt. Ich gebs ja zu, im Hochsommer zu nah bei den Felsen hinter dem Haus laufen zu gehen, ist eine Idee, von der ich allen meinen Besuchern abrate. Und es dann trotzdem selber gedankenlos tue. Eine fette Schlange wars, so viel habe ich gesehen. Und laut geklappert hat sie auch. Das nehme ich zumindest an, denn das war genau das Problem – ich hatte Justin Timberlake’s “Damn Girl” im Ohr statt die akustische Warnung der Schlange. So schnell bin ich noch nie nach Hause gelaufen. Auch das ein Fehler, schliesslich sollte man sich vor einer Schlange nicht abrupt bewegen. Das Maschendraht-Tor zur Einfahrt hab ich sorgfältig zugemacht, im vollen Bewusstsein, wie lächerlich sowas in Sachen Schlangenbekämpfung ist. In den sieben Jahren hier draussen, habe ich erst zweimal eine Schlange nah beim Haus gesehen, beide harmlos. Bei meinen Nachbarn hingegen ist das anders. Grad vor zwei Wochen hat sich eine Klapperschlange genau vor der Eingangstür gesonnt, sagt Sandy. Glücklicherweise habe ich sie vom Küchenfenster aus gesehen und nach Dan gerufen. Der hat den Schlüssel zum Waffenschrank gezückt, die Pistole rausgeholt und das Ding durchs Fliegengitter hindurch erschossen. Dan zeigt mir stolz das Loch im Gitter. Sag ihr, was dann passiert ist, drängt Sandy. Ich schaue Dan fragend an. Nein, sagt er zu Sandy, sie mag sowas nicht hören. Was denn, frage ich blöderweise nach. Ich hab die Schlange in die Abfalltonne geworfen und den Deckel geschlossen wegen den Kojoten. Später habe ich gesehen, dass das Ding explodiert ist in der Hitze. Explodiert??? Die beiden haben zwar einen Hang zum Übertreiben - mich verfolgt der Gedanke trotzdem. Und Sie nun auch.

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