Tuesday, August 19, 2008

Gelber Plüsch


Zugegeben, es war eine romantische Idee. Aber als sie sich erst mal in meinem Kopf festgesetzt hatte, gabs kein Zurück mehr. Ich würde mit diesem Bus einen Roadtrip machen, verschiedene Freunde für verschiedene Etappen einladen und bleiben, wo es uns gefällt. Gesagt, gekauft. Er war billig, der Verkäufer verlässlich, und das Interieur in gelbem Plüsch gehalten – grossartig kitschig. Und da man in der Wüste keine Platzprobleme kennt, stand der Bus rum bis ich dann irgendwann aufbrechen würde. Einmal kam mein Freund Alex (rechts im Bild) aus New Mexico mit seinem Cousin zu Besuch – eine perfekte Gelegenheit, mir von ihm das Fahren mit so einem Koloss beibringen zu lassen. Alex ist Navajo und steuert und flickt alles, was einen Motor hat. Er war begeistert. Wenn er den hätte, würde er ihn draussen im Reservat neben sein Haus stellen – als zusätzliches Zimmer, sagte er. Endlich hatte ich das Ding durch mein sonst doch nicht so enges Tor gequetscht. Ziel: Twentynine Palms Flughafen (ja, das gibts), was von meinem Haus aus genau eine einzige Rechtskurve bedeutet, danach gehts 15 Meilen schnurgeradeaus. Und obwohl ich wild entschlossen war, das Fahrgefühl zu lieben, fühlte ich mich unsicher. Beim Gedanken, den Bus ohne Alex zu fahren, kam Panik auf. Jetzt nur nicht schon aufgeben, dachte ich, als wir wieder zuhause ankamen. Ich fahr dann sicher irgendwann los. Alex reiste ab. Ich liess den Bus stehen. Und stehen. Meine Neffen fanden mich grossartig – einen Bus als Spielwiese! Die Mäuse fanden die Kabel grossartig. Und irgendwann hatte ich Angst, dass ich das Ding nie mehr loswerde. Ich rief Alex an. Er kam sofort, wieder mit Cousin, um das Ding nach New Mexico zu bringen. Nach ein paar kleinen Reparaturen fuhr er los. Er rief mich nach 30 Meilen an. Er war nur bis zum andern Ende von Twentynine Palms gekommen. Und da steht der Bus immer noch. Wir haben ihn den Barbesitzern da draussen geschenkt.

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