Tuesday, August 19, 2008

Boxenstopp


Bis anhin habe ich die langen, und ich meine l-a-n-g-e-n Züge, die den Südwesten durchschlängeln immer bewundert. Ich mag die spärlich beschrifteten Container, deren Farben sich seltsamerweise in diese Wüstenlandschaft einpassen. Ich mag die einsamen Bahnhöfe im Nichts. Vor ein paar Tagen hat sich das alles schlagartig geändert, wobei schlagartig vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Meine neue Abneigung, um nicht zu sagen Abscheu, vor langen Zügen hat sich auf dem Weg nach Las Vegas zum Verwandtenbesuch graduell angestaut. Drei Stunden hin, drei zurück – und eine schöne, einsame Fahrt mitten durch die Mojave. Wie immer, wenn ich in den Sonnenaufgang fahre, gibts Kaffee im Auto, viel Kaffee. (Memo an mich selbst: nie wieder weisses Hemd tragen – Schlaglöcher). Kaffee hat seine Wirkung bei mir. Schon nach einer halben Stunde Fahrt hätte ich anhalten und zwischen der vorderen und hinteren Autotür am Strassenrand schnell und ungesehen mein Geschäft erledigen sollen. Kommt ja nie einer. Geht auch nicht anders – weit und breit keine Bäume, nur mickrige, durchsichtige Sträucher. Und rausfahren kann man auch nirgendwo, weil – Sand. Aber ich hab nicht angehalten, ich kanns schon noch aushalten. Dann plötzlich die geschlossene Barriere. Warten auf den Zug. Ach, endlich. Nervöses Trommeln auf dem Steuerrad. Hat dieser Zug überhaupt einen letzten Wagen? Ungeduldiges Hin- und Herrutschen. Mittlerweile stehe ich mitten im Stau, wo ich doch meinte, ich sei alleine unterwegs. Viele Leute steigen aus. Ich schaue mich nach einem Wohnwagen um, wo ich mal anklopfen könnte. Nichts. Als der Zug endlich durchgerattert ist und alle wieder in ihren Autos sitzen - Schneckentempo. Ich bin wie auf wie auf Schienen eingespannt – Stossstange an Stossstange auf einer einspurigen, schnurgeraden Strasse dem Verderben entgegen. (Neues Memo an mich selbst: weisses Hemd tragen, Kaffeeverbot).

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