Friday, May 9, 2008

Dann halt nicht


Ich habe Platz. Viel Platz und viel Sonne. Also liegt der Gedanke nah, beides zu nutzen und ausser Kakteen noch etwas anderes, Essbares anzupflanzen. Dachte ich zumindest. Das muss gehen, auch wenn der Boden sandig ist. Schliesslich serviert das Twentynine Palms Inn hervorragendes Gemüse aus eigenem Anbau. Der Garten liegt hinter dem Hotel, gleich neben der Oase. Papiertüten dienen als Vogelscheuchen. Der Garten ist nach Chemehuevi Prinzipien angelegt, dem Indianerstamm, der hier ursprünglich ansässig war. Und die müssen was von Gartenbau in der Wüste verstanden haben. Nicht wie ich, denn bei mir geht gar nichts. Oder wenigstens nicht lange. Erst habe ichs mit Küchenkräutern versucht. Schnittlauch, Basilikum, Rosmarin. Rosmarin ist das einzige, was übrig geblieben ist. Den fressen die Hasen nicht – leider, muss ich schon fast sagen, denn der wuchert nun wie Unkraut. Aber roh würde ich Rosmarin auch nicht knabbern wollen – zu strauchig im Geschmack. Auch mein Neuanbau in Töpfen auf der Mauer rund um die Veranda hat nicht lange funktioniert. Da kamen zwar die Hasen nicht ran, dafür aber die Mäuse, was ich als persönliche Beleidigung genommen habe. Danach habe ich eine grosse Kiste gebaut, rund um Salat, Kürbis und Zucchini, und mit Netzen abgedeckt. Netze, die für alle Nager weit und breit eine perfekte Hangel dargestellt haben. Dann bin ich für ein paar Tage weggefahren und habe vergessen, dem Nachbarsjungen zu sagen, er soll wässern. Was noch nicht abgefressen war, war danach verdörrt. Man soll dem Land nichts aufzwingen, was da nicht sein will, habe ich mich über meinen fehlenden grünen Daumen hinweggetröstet. Dabei hatte ich mir das so schön vorgestellt, wie ich in der Abendbrise eine riesige Schüssel Salat ernte und mit Freunden auf der Veranda sitze, während das Steak auf dem Grill brutzelt. Nun fahre ich halt in der Abendbrise zum Supermarkt und kaufe den verdammten Salat.

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