Tuesday, May 27, 2008

Goldsucher


Der Mann, der in Twentynine Palms hinter diesem dicken Eisenzaun wohnt, hat eigentlich einen der besten Jobs in Kalifornien. Der Job ist das pure Gegenteil von Sich-hinter-einem-dicken Eisenzaun-verschanzen. Huell Howser ist von Beruf neugierig, und er ist eine Institution. Er reist in Kalifornien umher, trifft Leute, schaut sich Kuriositäten an, spürt Geschichten auf, die noch kaum einer vorher aufgespürt hat und erzählt die am öffentlich-rechtlichen Fernsehen (tja, sowas gibts hier auch). Mit Sensationsmache hat das nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Die Sendung ist mit einfachsten Mitteln produziert und so schnörkellos, dass sie schon fast wieder hip ist. “California Gold” heisst sie und ist mit ihrer mittlweile siebzehnjährigen Laufzeit das längste und flächendeckendste, was je über Kalifornien produziert wurde. Huell Howser klettert sowohl zum weltbekannten Hollywood-Schild hoch in den Hügeln über, well, Hollywood, er besucht einen Friedhof, auf dem viele berühmte Filmtiere begraben sind, er portraitiert ein baskisches Restaurant in Bakersfield, mitten in der Mojave und er unterhält sich mit einem alten Mann, der sein Leben der Restauration von Photoplayern verschrieben hat – automatisierte Orgeln, die Stummfilme weniger stumm machten. Jedem Thema widmet er eine halbe Stunde. Huell Howser hat seinen eigenen Charme. Manchmal ist seine begeisterte Art nicht auszuhalten – alles interessiert ihn gleich und gleich intensiv. Und trotzdem schaue ich ihm immer wieder zu und weiss nicht, ob ich ihn schmalzig oder ein interessantes Unikum finde. Was er sicherlich ist - echt. Darum verzeihe ich ihm auch immer wieder, dass er scheinbar unvorbereitet drauflos plappert. Wenn ich das mit meinen Kolumnen machen könnte. Na ja, vielleicht finden Sie ja, dass ich das genauso tue wie Huell Howser. Hilfe, bin ich etwa schmalzig? Jedenfalls habe ich keinen Eisenzaun, er mir die Aussicht verdeckt.

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