Friday, May 9, 2008

Wo wohnen Sie?


Da wollte ich Ihnen doch den Bären aufbinden, dass ich im Saloon mit dem reizenden Namen “Bucket of Blood”, Kübel voll Blut also, das Tanzbein geschwungen habe. Aber den Saloon gibts nicht mehr in Holbrook, Arizona und demzufolge taugt er auch nicht als Kolumnenfoto. Nur das Strassenschild zeugt noch von der wirklich wilden Wildwest-Vergangenheit der Gegend. Seit ich es gesehen habe, wünsche ich mir, ich könnte, die Frage nach meiner Adresse mit “6905 Kübel voll Blut” beantworten. Wenn das kein Konversations-Kickstart ist. Aber eben. Der aufgebundene Bär hätte sich auch nur den Namen des Saloons bezogen, ich schwörs, nicht auf die Tatsache, dass ich wirklich und leibhaftig in einem Saloon den Arizona Two-Step gelernt habe, nicht zu verwechseln mit dem Texas Two-Step, obwohl mir niemand sagen konnte, wie sich die zwei Western-Tänze unterscheiden. Eines Sonntagmorgens hatte mich mein Freund Mitch angerufen und mir aufgeregt erzählt, dass er am Vorabend in einem Saloon die Arizona Two-Step Championship und 100 Dollar gewonnen habe. Ich wusste zwar, dass er gern tanzt, aber nicht, dass er gut tanzt und an Wettbewerben teilnimmt. Das musste ich sehen und liess mich ausführen. Zuerst tanzte er mit einigen Damen vor wie’s geht. Ich war begeistert. Da waren überhaupt viele, die so richtig gut waren. Was mir besonders gefiel: sie waren alt, jung, dünn, dick, schön und weniger schön und es spielte keine Rolle. Alte Rednecks und junge Skater schoben und drehten ihre Girls zu den Countryhits des Tages - was der Tanzboden hergab. Es zählte nur, wer den richtigen Hüftschwung und Spass hatte. Dann war ich an der Reihe. Ich bin der Mann, ich führe, musste Mitch ein paar Mal dezidiert sagen, als ich, schwindlig von den vielen Drehungen, in meinem eigenen Rhythmus in die falsche Richtung davontanzte. Dirty Dancing, erste Lektion. Nur ein ganz klein bisschen weniger grazil und ein paar Jahre älter. Who cares.

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