Wednesday, April 15, 2009

Sauer verdient


Ich bin etwas verunsichert in Sachen Obama. Drei Monate ist er nun Präsident, aber das habe ich im Vorfeld nicht bedacht. Es ist Tax Season in den USA – Steuer Saison. Jeweils am 15. April sind die Steuererklärungen fällig. Saison bezieht sich auf die zwei Monate davor, wo als Freiheitsstatuen verkleidete Angestellte von Steuerbüros am Strassenrand rumtanzen und auf ihre Dienste aufmerksam machen, wo jeder TV-Spot irgendetwas mit Steuern zu tun hat und sei er für Corn Flakes, und wo jede Quittung auch für die minimalsten Beträge plötzlich Gold wert wird. Jeder sucht nach mehr Abzügen. Und nun, nach Jahren der Regierungsfeindlichkeit – der absolut verstörende Gedanke: muss ich nun gern Steuern zahlen, weil ich Obama mag? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn meine Buchhaltung kreativ ist? Ich habe noch nie in meinem Leben unter einer Regierung gelebt, die ich so akzeptiere wie die Obama Präsidentschaft. Muss ich mein Geld nun freudig beim Weissen Haus durch den Zaun stecken? Hier habt ihr was an den organischen Gemüsegarten, Michelle. Hier habt ihr Meilenentschädigung für die Air Force One. Nehmt nur, ich zahle gern. Na ja, so gern nun auch wieder nicht, ich gebs ja zu, aber, boy, war das schön, letzte Woche so etwas wie den Neid der Welt auf sich zu spüren, als Obama in Europa war. Er hätte wohl die Wahlen in allen Ländern, die er besucht hat, auch grad noch gewonnen, wäre er wählbar gewesen. Und es war schön, nicht, wie während der letzten acht Jahre, TV, Radio und Zeitungen zu meiden, wenn der Chef auf Auslandreise ist, um sich von den diversen Fettnäpfchen, was sage ich – Fettmeeren, auf dem internationalen Parkett nicht einholen zu lassen. Eigentlich, wenn ich mirs genau überlege, das allein ist es mir doch eigentlich wert, dass ich meine Steuern dieses Jahr freudig durch den Zaun stecke. Den Neid der Welt – den haben wir uns während acht Jahren sauer verdient.

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