Wednesday, April 22, 2009

Paranoia


Plötzlich stand fast jede Woche ein neuer Wohnwagen vor dem Haus, falls man diese heruntergekommenen Dinger überhaupt als solche bezeichnen kann. Und nicht nur Wohnwagen, da häuften sich Boote, Motorräder, Dachziegel, Alteisen usw. Bald war expandierte der Schandfleck und breitete sich auch ausserhalb des Zauns aus. Manchmal büchsen meine Hunde aus, jagen durch die offene Wüste zu diesem Haus ein paar Sandstrassen weiter und graben den nicht existenten Garten um. Und sind sie erst mal in ihrem Element, sind sie kaum dazu zu bewegen, mir mehr zu folgen als ihrer Nase. Dann geht die Fantasie mit mir durch. Das Repertoire reicht von Tierkadavern bis zu den obligaten, in der Wüste verscharrten Leichen. Dabei schaue ich doch gar keine Horrorfilme. Einmal hat mich der Mann, der da wohnt, angerufen, weil er meine Telefonnummer auf dem Hundehalsband gelesen hat. Er wollte nicht, dass ich mich um die Hunde sorge. Kann ein Massenmörder und Leichenverscharrer so nett sein? Sind die Netten am Ende nicht die Schlimmsten? Will er nicht, dass die Hunde seinen Schreckenstaten auf die Spur kommen? Ich fuhr also hin, um sie abzuholen und blieb nah beim Auto stehen, während der Mann auf mich zukam und sich als Roger vorstellte. Auch in Person war er nett. Sehr verdächtig. Er deutete auf die Wohnwagen. Ich entschuldige mich für die Sauerei hier, sagte er. Ach, kein Problem, ist ja Ihr Land, murmelte ich und hoffte, er merke mir meine paranoiden Gedanken nicht an. Ich bin Bauleiter und viele meiner Kunden haben in der jetzigen Wirtschaftslage pleite gemacht. So lasse ich mich halt in Materialien bezahlen, was immer da ist. Ich hoffe, ich kann die Wohnwagen einigermassen herrichten und sie dann für ein paar Dollar verkaufen. Nun tat es mir leid, dass ich ihn als Massenmörder verdächtigt hatte, während er versuchte, sich mit aller Kraft über Wasser zu halten. Andererseits, diese Leichenverscharrer…

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