Thursday, June 14, 2007

Wallfahrtsort


Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als an dieser Stelle endlich mal über das Harmony Motel zu schreiben. Es gehört in diese Reihe von Geschichten aus der High Desert. Das Harmony Motel kann nichts dafür, dass ich seinen berühmtesten Gast nicht mag. Es sitzt nur da am Strassenrand in Twentynine Palms und wartet, wer daherkommt und in einem seiner sieben Zimmer absteigt. Seit 1952 hat es da gesessen. Bis 1986 vier Männer aus Irland gekommen und ein bisschen geblieben sind. Aus dem sagenumwobenen Aufenthalt im Harmony Motel ist das U2 Album “Joshua Tree” hervorgegangen, eines der besten Alben der Achziger Jahre, wie viele Musikkritiker meinen. Durch den Albumtitel hat eine ganze Generation überhaupt erst von der Existenz eines Baums namens Joshua Tree erfahren. Fans haben erfürchtig die Gegend durchforstet und den auf dem Album Cover abgebildeten Baum vergebens im Joshua Tree National Park gesucht. Einer hat ihn gefunden – im Death Valley. Er hat die Stelle mit Steinen markiert, dem Baum ein ein kleines Denkmal gesetzt, als er tot umfiel und alles auf einer Website dokumentiert. Der U2 Aufenthalt und das Joshua Tree Album haben zur Legendenbildung des Harmony Motels beigetragen und ihm trotzdem kein Glück gebracht. Mindestens fünfzehn Besitzer hat es durch die Jahre gehabt. Keiner von ihnen hat das Motel renoviert – bis auf die jetzige Besitzerin. Mit Teppichen und sonstigen modernen Annehmlichkeiten hat die Frau aus Südafrika dem ursprünglichen Charme der Einfachheit den Garaus gemacht. Sie bediene eine neue Art Kundschaft, sagt sie und gibt sich Mühe, nicht zu werten. Ich habe wirklich nichts gegen das Harmony Motel. Nur gegen Bono’s heutige Omnipräsenz und seinen besitzergreifenden Anspruch auf Weltverbesserung. Kann man überhaupt etwas gegen einen haben, der seinen Einfluss dazu nutzt, gegen die Verschuldung der Dritten Welt anzukämpfen? Aber sicher doch. Ich kann das.

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