Tuesday, June 19, 2007

Jetzt oder nie


Es ist heiss im Juni in der Mojave. Warum ich ausgerechnet jetzt meine vielen Schranktüren und Schubladen in der Küche streichen muss – keine Ahnung. Aber heute ist der Teufel in mich gefahren: ein Hauch von Hellblau muss her. Ab zu Walmart, was als Billigwarenhaus nicht gerade die erste Adresse für Spezialwünsche ist, aber die nahegelegenste; Farbmüsterli bits jedenfalls. Ich decke mich mit allen Hellblaus ein und lasse nach langem Hin und Her zwei kleine Testbüchsen mischen. Ich weiss, wie schwierig es ist, die Farbwirkung von einem kleinen Muster im Laden auf eine grosse Fläche zuhause zu Extrapolieren - eine Riesentonne Orange in meinem Besitz zeugt davon. Jerry hinter dem Ladentisch ist zwischen siebzig und achzig (alte Leute (für wenig Geld) zu beschäftigen, gehört zu Walmarts Gepflogenheiten), und er trägt eine Flaschenbodenbrille. Er geht mit dem Computerscreen auf Tuchfühlung und mischt gemäss den Vorgaben. Die Kolben, aus denen er verschiedene Farbtupfer in meine weisse Büchse fallen lässt, sehen nicht sehr präzise reglierbar aus. Dann schluft er zur Mischmaschine und lässt schütteln. Er macht mit dem Finger je einen Farbtupf aufs Müsterli – zum Vergleich – und trocknet ihn mit einem Föhn. Dann stellt er mir die Büchsen zum Frass hin. Peppermint Vinca 92413 ist so präzis, dass man den Farbtupf kaum sieht. Bluebell 92423 ist so daneben, dass ich es aus drei Meter Entfernung sehe. Jerry zuckt nicht mit der Wimper. Das ist aber nicht wirklich Bluebell, Jerry, sage ich. Das könnte gerade so gut Boathouse oder Water Dance sein. Er stellt die Büchse wortlos zum Berg derer, die ebenfalls nicht auf Anhieb gelungen sind und setzt wieder neu an – ahhhh, Bluebell. Zuhause trage ich die beiden Farben an einer der Schranktüren auf und beobachte, wie sie sich mit den Lichtverhältnissen verändern. Am nächsten Morgen ist klar – Rainwater 92402 muss her. Sorry, Jerry. Da müssen wir jetzt durch.

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