Tuesday, May 15, 2007

Wüstenkoller


Sie haben die Wüste satt, sagen meine Nachbarn Sandy und Danny. Und ihr Sohn, Little Danny, schwatzt es ihnen nach. Seit fünfzehn Jahren leben sie hier und haben schon viele verschiedene Jobs gemacht. Die letzten Jahre haben sie Glacé verkauft. Sandy ist mit ihrem Glacéwagen in Twentynine Palms herumgefahren und hat überall angehalten, wo’s Kinder hat. Danny hat den Wagenpark (auch meinen bescheidenen) in Ordnung gehalten, am Haus rumgebastelt und gekocht. Nun wollen sie nichts wie weg, nach Duluth, Iowa, weil Freunde von ihnen auch da hingezogen sind. Sandy will Wasser sehen. Danny will ein Boot kaufen. Little Danny will fischen. Seit Monaten bringen sie ihr Haus hier auf Vordermann, damit sie es möglichst teuer verkaufen können. Sie schauen sich TV-Heimwerker-Shows an. Und davon gibts viele. Sie borgen sich meine Interior Design Magazine. Davon gibts noch mehr. Dann bastelt Danny alles, was er gesehen hat, ob es ins Haus passt oder nicht. Den neuen Herd aus rostfreiem Stahl haben sie schon gekauft und eingebaut. Der wird nicht gebraucht, obwohl das Umzugsdatum noch völlig offen steht. Der alte Herd steht in der Garage. Jetzt muss dort gekocht werden. Letzthin haben sie einen alten Schulbus gekauft. Das soll der Umzugswagen werden. Danny hat alle Sitze rausgerissen, er will ihn innen neu streichen und mit Teppichen polstern. Immer neue Projekte müssen ebenfalls noch realisiert werden, bevor es losgehen kann. Mir solls recht sein. Ich will nicht, dass sie gehen. Sie sind die besten Nachbarn, die man sich wünschen kann. Und obwohl Danny sich nun sogar eine Allergie auf Wüstenluft zugelegt hat, um zu beweisen, wie sehr er weg will, hoffe ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege: Wenn das Haus erst mal fertig ist, wird erstens der Häusermarkt tot sein, und zweitens werden sie nicht mehr verkaufen wollen, weil es ihnen so gut gefällt. Sie gehören in die Wüste. Für mich jedenfalls.

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