Tuesday, May 8, 2007

Wasserschaden


Ich bin doof. Manchmal kann ich das Ausmass meiner Doofheit nicht fassen. Wie heute wieder. Ich habe einen grossen Maulbeerbaum im Garten - ein ausladendes Teil, das von Jahr zu Jahr übermässig in die Breite wächst. Ich warte schon bis die ersten Äste aufgeben. Die Last der Blätter scheint einfach zu schwer. Der Baum ist so breit, dass man eine grosse Hängematte im Zentrum von Ast zu Ast spannen kann und ihre Länge dann nicht mal einen Drittel des Durchmessers ausmacht. Auf die Bank, die lauschig unter dem Baum steht, wenn man sie denn findet, muss man mittlerweile fast kriechen. Der Baum steht auf leicht abschüssigem Gelände. Wie man das so macht in der Wüste, habe ich ein grosses Bassin um den Stamm gebuddelt und mit einem anständigen Wall aus Sand und Steinen befestigt, damit das Wasser auch die tiefsten Wurzeln erreicht. Da leg ich dann den Gartenschlauch rein, drehe den Wasserhahn auf und laufe weg. Weit weg. Aus den Augen – aus dem Sinn. Ich schreibe, ich plappere am Telefon, ich fahre gar zu Freunden, die fünfundzwanzig Meilen weg wohnen zu Besuch. Stunden später, statt der höchstens dreissig Minuten, die es braucht, bis das Bassin voll ist, merke ich beispielsweise beim Haarewaschen, dass der Wasserdruck nicht ist wie sonst. Dann, der Moment der Wahrheit. Und des herzhaften Fluchs. Einmal mehr ist mir, vrdmmtnchml, der Wall davongeschwommen. Einmal mehr müssen ich und mein Rücken Busse tun– nichts liegt, vrdmmtnchml, schwerer auf einer Schaufel als nasser Sand. Ich mag gar nicht gestehen, wie oft ich den vrdmmtn Wall schon neu aufgebaut habe. Gegen Gedankenstützen bin ich immun. Tiefe, ausgewaschene Furchen verbinden den Baum mit den Oleanderbüschen weiter unten. Diese sind grösser, feisser und haben mehr Blüten als alle andern im Garten. Das einzig Gute: dank meiner Vergesslichkeit habe ich den schönsten Baum im Umkreis von hundert Meilen. Trotzdem. Dachschaden.

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