Wednesday, March 7, 2007

Lokalkolorit


“Twentynine Palms – eine Oase von Wandmalereien” lautet der offizielle Slogan der Stadt. Und manchmal liest man gar das Wort “weltberühmt” im Zusammenhang mit den Wandmalereien. Na ja. Weltberühmt in Twentynine Palms vielleicht. Man ist jedenfalls mächtig stolz hier, dass man 1994 die Idee gehabt hat, mit diesem Kunstprojekt den Kickstart in eine neue Aera zu wagen. Welche das sein soll, ist mir allerdings nicht klar. Zwanzig Wandmalereien zieren nun die Geschäftsgebäude der Stadt. Für einige der Geschäfte hat die neue Aera entweder nie angefangen oder schon wieder aufgehört. Sie sind marode bis nicht mehr existent. Lokale Malergrössen üben sich meist in lokalhistorischen Szenen wie dieser. Sie ehrt eine der ersten Siedlerfamilien von Twentynine Palms – mit eigener Molkerei, einem Eissalon, einem Drive-in Kino und einen Wohnwagenpark auf dem eigenen Land. Selbstverständlich gibt es viele Wüsten-Flora- und Fauna Motive und kitschige Sonnenuntergänge. Die heile Welt hat wenig Brüche. Eine Malerei gibts zum Thema Flashfloods, die sturzbachartigen Regenfälle, welche die Wüste innerhalb von wenigen Minuten überschwemmen können. Und eine zeigt, wie die Marinesoldaten in Bagdad eine Saddam-Statue vom Sockel stürzen. Diese Wandmalerei hat der dänischen Künstlergruppe Superflex als Vorlage für ihre Arbeit “Superdanish” gedient, welche vor ein paar Jahren auch in Basel in der Kunsthalle zu sehen war. Hier wäre der Begriff “weltberühmt” schon eher angebracht, nur weiss von diesen künstlerischen Spätfolgen in Twentynine Palms wahrscheinlich keiner was. So verschieden die Motive der Wandmalereien sind, etwas haben sie gemeinsam: sie sind unbeholfen gemalt – oft so unbeholfen, dass es schon fast wieder rührend ist. Wie das eine Werk, das einen gemalten Maler auf einem Gerüst zeigt vor der Skizze einer Wandmalerei. Was ein trompe-l’oeil hätte werden sollen, wurde ein trompe-absolument-personne. Du tout.

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