Wednesday, April 21, 2010

Ausgespuckt


Kürzlich hat mir eine Freundin aus der Schweiz ein Buch geschickt, das ihr beim Stöbern in die Hände gefallen ist: Durch den Sand – Schriftstellerinnen in der Wüste. Sie hätte natürlich sofort an mich gedacht, hat sie geschrieben, und sie sei neugierig, ob ich Gemeinsamkeiten fände, den gemeinsamen Nenner. Mhm. Erst war ich mal erstaunt. Es war mir bis anhin nicht bewusst gewesen, dass ich zu einer so klar definierten Spezies gehöre - Frau, Schreiben, Wüste. Beim Lesen hat sich allerdings schnell herausgestellt, dass die meisten Geschichten und Betrachtungen nicht von Wüstenbewohnerinnen geschrieben sind, sondern von Wüstenreisenden. Ob in Afrika, im Nahen Osten oder in Amerika, ob heute oder vor hundert Jahren – die Wüsten der Welt scheinen dieselben Gedanken und Gefühle hervorzurufen. Vom Glück der Stille ist die Rede und vom Stillstehen der Zeit, vom Schärfen des Blicks und einem ganz andern Erfahren von Natur und Gefahr. Und natürlich vom Zurückgeworfensein auf sich selber – alles Dinge, über die ich auch schon geschrieben habe. Die Wüste hat eine Art, diejenigen, die nicht hierher gehören, schnellstens wieder auszuspucken, hat mir letzthin einer gesagt, ein Immobilienhändler, seltsamerweise. Das Rausspucken scheint nicht nur für Wüstenbewohner und solche, die es werden wollen zu gelten, sondern lustigerweise auch für die Schriftstellerinnen in der Wüste. Twentynine Palms kommt in der Sammlung gleich zweimal vor. Einmal in einem Text von Tanja Dückers, der mir authentisch erscheint und mich für ihr Buch interessiert. Und einmal in einem Text über eine nächtliche Wüstenfahrt von Christa Wolf, der für mich als Einheimische geradezu lächerlich unpräzis ist. Vier falsche Benennungen sind mir in dem kurzen und leider obendrein noch uninteressanten Text aufgefallen – von Wüstennamen über Pflanzen zu Restaurants. Die ist wohl auch von der Wüste ausgespuckt worden, die Frau Wolf.

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