Wednesday, January 20, 2010

Streitpunkt


Früher war das Cowgirl ein sogenanntes Conversation Piece im Haus meiner Freunde Kristie und Harry – ein seltsames Stück, das immer wieder die komischsten Gespräche auslöste. Ist sie so jenseits, dass sie schon wieder cool ist? Ist sie einfach nur geschmacklos? Wie auch immer – sie wuchs einem ans Herz, wie sie da in der Ecke stand und den Dingen ihren Lauf liess. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätte eingegriffen, kann aus heutiger Sicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Ihre lebendige Präsenz hätte die ersten Querelen zwischen Harry und Kristie mit einem Blick beenden können. Ein Aufstampfen mit dem Stiefel hätte die darauffolgenden tiefen Beleidigungen wenigstens mit einer Entschuldigung auszumerzen versuchen können. Und der Colt im Anschlag hätte hoffentlich zwei im Grunde anständige Menschen anständig bleiben lassen. Aber sie hat nichts von dem getan, die Gute in der Ecke, nur zugeschaut hat sie wie alles bachab ging. Und nun ist sie selber noch zum Zankapfel geworden. Nicht weil Kristie und Harry in sie vernarrt wären. Natürlich nicht. Es geht nur darum, dass der andere sie nicht kriegt. Das Cowgirl hats zum Symbolwert einer abhandengekommenen Ehe gebracht, aufgeladen mit Bedeutung, die dem Objekt der Begierde gar nie angestanden hat. Ich stelle mich zu ihr in die Ecke und versuche mich aus der Schusslinie zu halten. Ich will nicht wählen. Ich liebe beide Kriegsgegner zu sehr. Für mich hoffe ich, dass Kristie die Liebe zur Wüste nicht mit der zu Harry verliert. Sie ist ihm damals hierhier gefolgt und hat das Leben hier oben lieben gelernt. Ist das Wüstenleben zu einschneidend, zu definierend, um es nicht immer mit einer ausgetrockneten Liebe zu verbinden? Muss einer von ihnen nun weg? Platz gäbe es ja genug, dass man sich nicht immer über den Weg laufen muss. Ist die Wüste für zwei Feinde zu eng? Oder wandelt sich die einstige Freude über die Weite in absolute Verlorenheit?

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