Sunday, January 10, 2010

Das fängt ja gut an


Mein Sitznachbar schaut auf die Uhr. Das ist auch das erste Mal, dass ich in zwei Tagen pünktlich losfliege, sagt er. Es ist der 31. Dezember 2009, nachmittags um vier kurz vor Abflug von Phoenix, Arizona, nach Los Angeles. Hinten im Flugzeug stehen zwei circa 17 jährige Girls auf und zwängen sich mit Rucksack und Kissen unter dem Arm durch den Mittelgang nach vorne. Die eine redet leise aber eindringlich auf den Steward ein. Ich verstehe nicht, was geredet wird und bin leider trotzdem sicher, um was es geht. Ich hab sie auch gesehen, die drei jungen Freunde, zwei davon leicht nach Mittlerem Osten aussehend. Und ich habe den Gedanken sofort wieder verworfen. Zu westlich modisch gekleidet, zu sehr College Kids, zu entspannt. Obschon – das heisst ja alles auch nichts. Aber die zwei Girls wollen raus aus dem Flugzeug. Nun redet der Captain mit ihnen. Dann mit uns. Es bleibe ihm leider nichts anderes übrig, als uns alle aussteigen zu lassen, da sich nicht alle Passiere an Bord sicher fühlten. Als draussen im Terminal alles parat ist, werden wir raus gebeten. Polizei, Sicherheitsbeamte, Bombenspührhund. Ich werde nicht befragt, die drei Männer werden befragt. Ich sehe, dass sie kanadische Pässe haben. Man bleibt entspannt – die Sicherheitsbeamten, die jungen Männer, die andern Passagiere, obwohl’s da welche dabei hat, die nun ihre Anschlussflüge verpassen. Dann alle wieder Boarding Pässe herzeigen und rein. Diesmal schaffen wirs nicht ganz bis ins Flugzeug. Es müssten noch weitere Klappen untersucht werden, heisst es. Also wieder raus. Bombenspührhunde, Sicherheitsbeamte, Polizei usw. Nichts zu finden. Boarding Pässe wieder herzeigen und rein. Die Girls sind verschwunden. Ich hoffe, es sind nur die Leute hier, die auch wirklich hier sein wollen, sagt der Steward trocken. Applaus. Der Mann neben mir schaut auf die Uhr, als wir abheben. Am Fenster zieht ein riesiger Vollmond vorbei. Frohe Reise ins 2010.

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