Wednesday, July 15, 2009

Testosteron pur


In Sachen Wild West Romantik ist “meine” Mojave Wüste etwas für Weicheier verglichen mit Gallup, New Mexico. Letztes Wochenende hat dort wie jeden Sommer “The Wild Thing Bullriding Championship” stattgefunden. Die Arena ist gross und wunderschön inmitten von roten Felsen gelegen, und sie ist brechend voll. Ein Grossteil der Zuschauer Navajos von Jung bis Alt, aber auch viele Anglos, wie die Weissen hier heissen. Und drinnen fliesst das Testosteron in rauen Mengen. 90 Verrückte haben sich für die zweitägige Championship angemeldet und 175 Dollar Startgeld bezahlt, um hoffentlich länger als acht Sekunden auf einem kickenden Bullen zu reiten, bevor sie abgeworfen werden. Die Hälfte der Cowboys sind Navajos aus der Gegend, der Rest kommt aus den ganzen USA, aber es haben auch schon mal Reiter aus Australien teilgenommen. Manche Cowboys reisen von einer Championship zur andern und hoffen auf Preisgeld. Aber nur die ersten Acht zählen zu den Glücklichen, und nur der Gewinner kriegt 5500 Dollar. Es ist ein harter Weg, sein Geld zu verdienen. Und ein gefährlicher. Die Ambulanz wartet vor der Arena und sie wird einige Male gebraucht. Kurz bevor’s losgeht, wartet der Bulle in einem engen Gehege bis der Reiter sein Seil richtig festhält, dann gibt er ein Zeichen, das Tor wird geöffnet und der Bulle rennt wild kickend in die Arena. Der Reiter darf sich nur mit einer Hand am Seil festhalten, die andere Hand darf weder das Seil noch den Bullen berühren. Die meisten fliegen bereits vor der Acht-Sekunden-Marke – die Glücklichen im hohen Bogen, die andern gefährlich nah unter den Bullen. Ich hab Männer noch nie so schnell aufstehen und loslaufen sehen. Nicht minder spannend ist das Pausenprogramm: die Wollenreiter – vier bis sechsjährige, meist Navajojungs, die es in vollen Cowboy-Outfits den Alten gleichtun, einfach auf Schafen. Ich kann vermelden – Bullriding wird nicht aussterben, der Nachwuchs ist stark.

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