Wednesday, July 22, 2009

Nachtrag


Vor zwei Wochen habe ich an dieser Stelle über meine Navajo Freundin Bessie geschrieben und dass sie am Grauen Star leidet. Mit keinem Wort und keinem Hintergedanken habe ich darauf hingedeutet, dass die Operation für Bessie und ihre Familie ein finanzielles Problem darstellen könnte. Ich weiss ja von ihr, dass das staatliche Indian Hospital in Gallup für die Kosten aufkommt. Insofern haben die Navajos, oder die Diné, wie sie nämlich wirklich heissen, sowas wie eine kostenlose medizinische Grundversorgung – wenigstens ein finanzieller Vorteil gegenüber den Anglos. Darum dann auch mein Erstaunen, als sich in den Tagen nach Erscheinen der Kolumne drei Leserinnen und Leser gemeldet haben, die finanzielle Hilfe für die Operation angeboten haben. Ich habe Bessie und ihre Familie nochmals gefragt zur Sicherheit, ob die Operation sie auch wirklich nichts koste. Bei der ganzen Krankenversicherungs-Diskussion hierzulande kann ich das machmal selber kaum glauben. Ich habe Bessie erzählt, dass sich in der Schweiz Leute um sie sorgen. Das hat sie gerührt. Und ich hab die Angebote der Leser herzlich dankend abgelehnt. Ein Mann aber hat sich nicht abweisen lassen wollen. Er habe das Geld jetzt innerlich schon gespendet, sagt er. Es sei nun an mir rauszufinden, wie ich es den Navajos zukommen lassen könne. Ob er es auch für Bessie’s Alterspflege spenden würde, frage ich, da der Graue Star nur eines ihrer gesundheitlichen Probleme ist. Ja, gern, sagt der Mann. Ich hätte gute Neuigkeiten, sage ich Bessie’s Töchtern. Sie bestellen mich zum Frühstück in Gallup. Als ich ihnen sage, ein Leser bestehe darauf, ihnen für Bessie’s Pflege finanziell unter die Arme zu greifen, fangen sie sofort an zu weinen. Dass es sowas gibt, sagen sie immer wieder – Unterstützung vom andern Ende der Welt. Der Kellner besteht darauf, dass wir alle zusammen ins Bild rücken. Aber erst, als die beiden Damen sich etwas erholt haben.

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