Saturday, May 30, 2009

Landrausch


Wer von Twentynine Palms in östlicher Richtung weiterfährt, kommt nach Wonder Valley, ein Gebiet, das fast 30 Meilen misst vom einen Ende zum andern. Wundern mag man sich da tatsächlich, hauptsächlich über die auffallend vielen kleinen Hütten, welche in einem einigermassen regelmässigen Muster über die Landschaft verstreut sind. Viele sind verlassen und in einem heruntergekommenen Zustand. Aber viele andere werden seit einigen Jahren von Künstlern und Musikern für wenig Geld aufgekauft und renoviert – als Wohnhäuser sowie als Ateliergebäude. Jackrabbit Homesteading (ungefähr: Präriehasen Landbesiedlung) hiess die Bewegung, die 1938 von der Regierung ins Leben gerufen wurde, um öffentliches Land loszuwerden. Jeder, der wollte, konnte in den Besitz von zwei Hektaren Land kommen, wenn er versprach, ein kleines Haus darauf zu bauen und die minimalen Steuern zu bezahlen. Nach dem zweiten Weltkrieg setzte der Landrausch erst so richtig ein. Der technologische Fortschritt wie Air Conditioning und geteerte Strassen hatte das Wüstenleben mittlerweile attraktiver gemacht. Viele Städter aus Los Angeles bezogen Land und bauten sich entweder selber ein kleines Haus oder kauften sich ein vorfabriziertes Modell. Manche wurden von Generation zu Generation weiter vererbt und in Stand gehalten, andere wurden ganz einfach verlassen. Heute wird das Land, mit oder ohne Hütte drauf, oft vom Staat in Auktionen verkauft, und die Jackrabbit Häuser werden wieder begehrter. In den urbanen Zentren gibts nicht genügend Atelierräume und wenn, sind sie zu teuer. So haben denn die heutigen Jackrabbit Homesteader mit den ursprünglichen Siedlern von Wonder Valley vieles gemeinsam. Sie haben sich hier niedergelassen, um weit ab von überfüllten und verschmutzten Metropolen ein selbstbestimmteres und naturverbunderes Leben zu führen und auf die Gemeinschaft von Kulturschaffenden trotzdem nicht verzichten zu müssen.

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