Thursday, February 12, 2009

Lili the Kid


Mein Nachbar Danny möchte unbedingt, dass ich mir eine Pistole zutue. Nicht weil es hier draussen besonders gefährlich wäre und wir pausenlos Einbrecher in die Flucht schlagen müssten. Ganz im Gegenteil. In den fast neun Jahren, in denen ich nun hier draussen wohne, hat es noch nicht einen Zwischenfall gegeben, bei dem ich mich mit einer Pistole sicherer gefühlt hätte. Ich habe weder einen Einbrecher auch nur von weitem gesehen, geschweige denn ist bei mir eingebrochen worden als ich nicht zuhause war. Und auch obwohl das Tor des Zauns nicht abgeschlossen ist, ist mir nichts aus dem Garten geklaut worden. Und da gäbe es einiges zu holen. Von guten Tischen über Stühle bis hin zu einem anständigen Barbeque Grill. Es geht wohl eher darum, dass Danny mir das Schiessen beibringen möchte. Er hat von seinem Vater eine antike Gewehr- und Pistolensammlung geerbt. Das einzige Mal, dass er in den letzten Jahren auf was Lebendiges geschossen hat, war es eine Klapperschlange, die dick vor seiner Haustüre lag. Da letzthin hat er mich rumgekriegt, einen Schuss auf die vielbesungene Blechbüchse abzugeben, um meine Treffsicherheit zu testen. Auf einen Stein in der offenen Wüste hat er sie gestellt, wie man sich das gemeinhin so vorstellt. Er hat mir einen kleinen Damenrevolver – seine Worte, nicht meine - sorgfältig in die Hand gegeben. Dann hat er mich in die richtige Armstellung bugsiert und mich vor dem Rückschlag gewarnt. Ich hab schliesslich eine Weltklasse-Schützin als Cousine, hab ich gesagt. Das wär doch gelacht, wenn ich die Büchse nicht träfe. Es war gelacht. Die Büchse blieb weit ab vom Schuss stehen und mein Arm zeigte ungewolltermassen gegen Himmel. Schiessen ist doof, hab ich zu Danny gesagt. Ich teile offenbar den Genpool mit meiner Cousine nicht. Den abgebildeten Servierboy, ein Wüstenfundstück, den hätte ich bestimmt getroffen. Aus zwei Metern Abstand im besten Fall.

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