Thursday, February 5, 2009

Familienbande


Das Bild täuscht. Nicht alles ist eitel Sonnenschein gewesen am Tag, als meine Freundin J.B. dem alten Jack bei seinem Umzug geholfen hat. Obwohl das Wort Umzug das Ausmass von J.B.s Hilfestellung nicht ganz trifft. Jack und J.B. sind Nachbarn, und hier draussen heisst das meist, man ist Familie. Durch dick und dünn. Wer man ist und wo man herkommt, spielt keine Rolle. Nur dass man anpacken kann. Jack hat mal beinahe eine Airline besessen, damals als Airlines noch was waren. J.B. war mal Showgirl in Las Vegas, damals als Vegas noch nicht familientauglich war. Das Leben hat sie beide ans Ende einer meilenlangen Sandstrasse geworfen, hoch oberhalb Pioneertowns – Jack in einen Airstream Wohnwagen, J.B. in ein kleines Haus. Jack ist alt geworden, hat J.B. gesagt und sich immer mal wieder Zugang zu seinem Airstream verschafft, um ihn aufzuräumen. Nun braucht Jack mehr Pflege als die gelegentliche Putzaktion und Fahrten zum Arzt. J.B. hat über Monate einen billigen Wohnwagen für Jack gesucht und ihm dann mit Hilfe von Freunden einen gekauft. Der steht nun in Yucca Valley mitten in der Stadt, wo Meals-on-Wheels Jack sein Essen bringt und das amerikanische Pendant zu Spitex regelmässig vorbeigeht und die Medikamente administriert. Jack ist mürrisch zu J.B. während des Umzugs, wie wenn er damit sein Wissen darum übertünchen wollte, wie sehr er von J.B. und ihrer Grosszügigkeit abhängig ist. Seine Mine hellt sich erst auf, als ihm ein alter coyote corner Zeitungsausschitt in die Hände kommt, den ich ihm hab zukommen lassen. Ich habe vor langer Zeit darüber geschrieben, wie er sich einst mit Truman Capote betrunken hat. Da schau her, sagt er strahlend und zeigt stolz auf sein Bild, ich bin ein Autor, der publiziert hat. J.B. und ich schauen uns verblüfft an. Aber wer will denn einem alten Mann an einem Tag wie diesen schon die Laune verderben, wenn er sie denn schon mal kurz wiedergefunden hat.

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