Wednesday, January 14, 2009

Angeschmiert


Von weitem dachte ich, das Männchen an der Ampel sei ausgestopft. Dann winkte es mir nett zu, als ich auf die Kreuzung zufuhr. Als das Licht zu Rot wechselte, rief es mir durchs offene Wagenfenster “Happy New Year” zu – man kann ja durchaus das Fenster offenstehen haben an schönen Januartagen in der Wüste. “Ebenfalls, ebenfalls”, rief ich zurück und winkte, der Gummikopf konterte mit “Wünsch Dir was Schönes fürs 2009. Ein Wunsch wird bestimmt in Erfüllung gehen.” Auch wenn der Gummikopf nur aus Promotionszwecken für einen lokalen Ölwechselschuppen da postiert war und für Geld winkte, der Ärmste – man glaubt ja immer wieder gern an sich selbst erfüllende Prophezeihungen. Was würde ich mir denn wünschen, wenn ich sicher sein könnte, dass ich es kriegte? Da fiel mir viel ein, zuerst die üblichen Verdächtigen wie beste Gesundheit bis 100, dann im Kreise der Lieben tot umfallen, Säcke voll Geld und der grosse Weltfrieden – man beachte die Reihenfolge, die mein Kopf spontan machte. Der Gummikopf hatte nur die Erfüllung eines einzigen Wunsches garantiert. Da musste die Versuchsanordnung darauf hin evaluiert werden, ob sie ausgetrickst werden konnte. Konnte man sich mit Säcken voll Geld Gesundheit kaufen? Würde der Weltfrieden eh jedermans Glück garantieren? Sollte ich bescheiden sein und mich lediglich mit dem langersehnten Swimming Pool begnügen? Während ich mir meine Zukunft in den buntesten Farben ausmalte, war der Gummikopf ans Fenster getreten und reichte mir einen Gutschein für einen Ölwechsel. “Jeder Zehnte, der zurückwinkt, kriegt ein Geschenk. Na, so bescheiden hatte ich aber nicht sein wollen. Ein lumpiger Ölwechsel stand also für mich in den Sternen. Ich beschloss, diesen wenigstens im übertragenen Sinn zu verstehen: alles würde wie geschmiert laufen im 2009. Das konnte ja nur heissen, dass mir jemand, noch vor dem Sommer, einen Pool, schenken würde, einen Gesundheits-Jungbrunnen sozusagen.

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