Wednesday, January 14, 2009

Besitzerstolz


So, nun sind Sie hoffentlich neidisch. Und wenn nicht, liegen Sie falsch. Mein indianischer Türkisschmuck – seit wann ist denn Türkis rot, höre ich Sie sagen – jaja, eines der Armbänder ist Koralle, nun seien Sie doch nicht so – also, nochmals, mein indianischer Schmuck – Türkis und Koralle - auf den lass ich nichts kommen. Ungefähr alle zehn Jahre bin ich damit ganz vorne mit dabei, ob ich will oder nicht. Die Modeindustrie entdeckt den Südwest-Charme in regelmässigen Abständen wieder. Dann taucht Türkis für eine oder zwei Saisons in Hochglanzmagazinen auf, gerne auch als glatt polierte Neuinterpretation in scheusslichen Fassungen. Die mehr auf Authentik bedachteren unter den Einkäufern, wie beispielweise die Leute von Ralph Lauren, schwärmen dann aus nach Gallup in New Mexico, wo die echten, alten Stücke zu finden sind. Dort schlagen sie zu. Gallup ist die indianische Hauptstadt der USA, wo der ganze Handel mit indianischem Kunsthandwerk stattfindet. Da gibt es Tresorräume voller Türkisschätze, die zur Pfandleihe gebracht worden sind, alle fein säuberlich mit Namensschildchen, Preis und Datum versehen, bis wann sie ausgelöst werden müssen. Ein Blick in so einen Tresorraum und ich brauche ein Sabberlätzchen. Ich will sofort alles. Jedes einzelne Stück. Meine Sammlung kann noch Zuwachs vertragen, wie Sie sehen, auch wenn ein paar substantielle Stücke drunter sind. Navajo Frauen tragen alles, was sie besitzen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Ich hab da andere Gepflogenheiten. Was mir als Wüstenschlampe besonders gefällt, ist, dass so ein Türkisarmband auch das langweiligste schwarze T-Shirt rausreisst, was mich hier oben schon fast overdressed erscheinen lässt. Nun ist die Türkis Modewelle glücklicherweise wieder am abebben. Aber das interessiert hier in der High Desert so oder so niemanden. Modeströmungen – was ist das? Ich mag diese zeitlose Gleichzeitigkeit des Andern.

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