Thursday, June 19, 2008

Ekel und Abscheu


Tote Tiere – nicht mein Spezialgebiet muss ich zugeben. Auch nach sieben Jahren in der Wüste kann ich noch keinen toten Vogel und keine tote Maus wegschaffen, nicht mal mit einer Schaufel, ohne hinzusehen. Das ekelt mich ganz abscheulich an. So, dass ich im Haus eingesperrt bin, wenn mir meine Hunde ein “Geschenk” auf die Matte gelegt haben. Ich hasse Geschenke. Ich rufe den Nachbarsjungen an, besteche ihn mit Geld und lasse ihn die Drecksarbeit machen. Einmal habe ich Little Dan für das Wegräumen eines Hasen mit durchgebissener Kehle fünf Dollar bezahlt. Seither liebt er meine Geschenke. Fünf Dollar pro Minute, das kriegt Little Dan sonst nirgendwo. Letzthin musste ich ihn wieder anrufen. Es war bereits dunkel und ich konnte das Haus nicht verlassen. Auf der Matte lag schon wieder so ein kaputter Hase. Ich hatte die Tür rasant geöffnet, schon etwas spät dran, um Freunde zum Nachtessen zu treffen, und mein Schwung wurde abrupt gestoppt. Ich konnte nicht genau hinsehen. Ein lebloses Bündel mit Pfoten, aufgebissen, das war alles, was ich sah. Mein Appetit war verflogen. Eigentlich hätte ich das Nachtessen gleich absagen können. Mit dem grössten Plastiksack, den ich finden konnte, wartete ich an der Seitentür bis Little Dan mit seinem lächerlich kleinen Motorrad angetuckert kam. Deine Hunde fangen viele Hasen in letzter Zeit, sagte Little Dan freudestrahlend und nahm mir den Plastiksack aus der Hand. Ich versteckte mich im Haus. Bis ich Little Dan lachen hörte. Er konnte sich draussen kaum mehr einkriegen vor Lachen. Ich öffnete die Tür einen Spalt breit. Er hielt mir den Hasen vors Gesicht. Ich schreckte zurück. Es ist ein Plüschhase, stiess er zwischen zwei Lachsalven hervor. Ein Plüschhase – ich werde auch nur noch blöder. Die Hunde müssen das Ding irgendwo in der offenen Wüste gefunden und heim geschleppt haben. Die fünf Dollar habe ich Little Dan trotzdem gezahlt. Schweigegeld.

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