Thursday, November 1, 2007

Feuerprobe


Ich habe sie wieder einmal gemacht letzte Woche, meine mentale Liste, was ich alles aus meinem Haus rausholen muss, falls es auch hier zu brennen anfangen sollte. Zum Zeitpunkt, als ich diese Zeilen schreibe, ist das nächste Feuer etwa sechzig Meilen von mir entfernt. Ich kann den riesigen, weissen Rauchpilz vom Lake Arrowhead Feuer sehen am Horizont. Und ich kann das Kratzen im Hals spüren von den feinen Russpartikeln, die überall in Südkalifornien in der Luft rumschwirren. Ich habe leichtes Asthma, das meist bestens unter Kontrolle ist. Aber heute morgen hat mich ein besorgter Feuer-Anfruf aus der Schweiz aus dem Schlaf geholt und ich bin ab meiner eigenen Stimme erschrocken. Sie klang, als hätte ich die Nacht in einem rauchigen Saloon durchzecht. Keine körperliche Ertüchtigung im Freien für niemanden in Südkalifornien, hat der Fernsehdoktor etwas später gesagt. Wo ich doch gerade heute eine achtstündige Wanderung machen wollte. Danke vielmals, Herr Doktor, nun kann ich den Tag guten Gewissens auf dem Sofa verbringen und meine mentale Liste weiterhin überdenken. Wirklich Wertvolles habe ich seit letztem Jahr, als wir hier oben in der High-Desert die verheerenden Feuer hatten, eh nicht mehr im Haus. Alle meine Fotos und Papiere sind in Venice Beach vor dem Feuer sicher. Da ist die Wahrscheinlichkeit eines Tsunami grösser als die eines Lauffeuers. Und falls beides zusammen passiert – dann brauche ich eh keine Papiere mehr. Aber was ich nun bestimmt initieren werde, ist ein Rundgang um mein Haus mit einem Feuerwehrmann, der mir sagt, welche Bäume zu nah am Haus stehen und abgeholzt werden müssen. Das ist am TV deutlich zu sehen gewesen – je weniger Vegetation nah am Haus, desto grösser die Chance, verschont zu werden. Sollte der Feuerwehrmann allerdings etwas gegen meine Kakteen haben, dann wirds schwierig. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, die speichern schliesslich Wasser wie Hydranten.

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