Tuesday, February 20, 2007

Mausefalle


Der Mensch im allgemeinen und der Stadtmensch im speziellen denkt ja erst mal an nichts Böses. Ein paar schwarze Körnchen auf der vorderen Veranda und ein paar in der Garage, die heute ein Studio ist. Dass es sich hier um mehr als Körnchen handelt, ist mir erstmals ein paar Monate nachdem ich in die Wüste gezogen bin aufgefallen. Als Notlösung (bis mir einer, irgendeiner, einen Swimming Pool kauft) habe ich in diesem ersten Sommer vor sechs Jahren ein aufblasbares Kinderbassin gekauft, mit farbigen Enten drauf und lustigen Fischen (ich sage ja, mir muss einer einen Swimming Pool kaufen). Nachdem ich das Bassin eine Woche lang in der Garage zwischengelagert habe, ist es weg. Nicht ganz, aber grosse Teile davon. Weggefressen. Guten Appetit. Ich hätte mir ja denken können, dass es hier Mäuse gibt und dass der Ausdruck “nun bist du eine richtige Wüstenmaus” nicht aus dem Nichts kommt (im Englischen übrigens “you are a desert rat”, was es auch nicht besser macht). Der Kampf ist eröffnet. Wer mein Bassin frisst, gehört ausgerottet. Ich erkundige mich bei Freunden und erfahre, der Urin von Kojoten schrecke Mäuse ab. Und Menschen, denke ich und sehe davon ab, mit einem Plastikbecken bewaffnet einem Kojoten nachzuschleichen, um das Nötige aufzufangen. Heute habe ich vier kleine Köderschachteln ums Haus stehen mit Mäusecrack drin. Wie wild seien die Mäuse auf das Gift, sagt der Mann, der sie einmal im Monat auffüllen kommt. Sterben tun die Mäuse dann netterweise weit weg vom Haus in der offenen Wüste. Das funktioniert. Leider passt aber in so ein Mäusehirn nicht, dass das Auto Tabu ist. Mäuse treiben ihr Unwesen gern in geschlossenen Räumen, darum haben hier draussen viele ihre Motorhauben offen stehen. Mein Freund Ron legt zudem noch einen Piepser rein, der alle paar Sekunden loslegt und dazu noch vibriert. Aber der hat auch einen Audi. Für meinen Pick-up Truck reicht der gähnende Schlund. Scheissmäuse.

1 comment:

meikel ädäms said...

FRIEDEN SCHAFFEN OHNE WAFFEN.

Gegen die Mäuse hätte sicher auch mein Anti-Ameisen-Rezept geholfen. Ende der Achtziger, Studentenwohnung im Altbau, Erdgeschoss. Bescheidenes Studentenfutter im Resopal-Küchenhängeschrank. Plötzlich eine Ameisenstrasse, aus einem Loch in der Fussleiste, quer über den Boden die Wand hoch in den Hängeschrank, ran an mein Essen. Ich war ein armer Student und es reichte nicht für alle.
Es war auch die Zeit des vorgelebten Pazifismus: "Frieden schaffen ohne Waffen" stand auf dem Button an der Jeansjacke. Ich stellte also (kein Witz!) ein kleines Schild vors Ameisenloch: AMIS GO HOME! Es wurde ignoriert. In Phase 2 versuchte ich den Tip meiner Oma umzusetzen: Dr. Oetkers Backpulver würde den vernaschten Ameisen den Bauch zum Platzen bringen. Keine angenehme Vorstellung. Aber ebenfalls wirkungslos. Die Spirale der Aufrüstung drehte sich weiter. Und so griff ich zur Massenvernichtungswaffe: die 1500 (!)-Watt-Lampe meiner Super-8-Kamera liess wie bei einem Atomschlag die Hundertschaft blitzschnell erblinden und verglühen.
Ich erschrak über mein Gewaltpotential, aber... hatte ich sie nicht gewarnt?!
Nachtrag: Es ist gut möglich, dass ich nach meinem Tod zur Rechenschaft gezogen werde. Ich werde dann als Blinder durchs Paradies wandeln müssen.