Saturday, November 14, 2009

Es ist ein Kreuz


Das müssen sich auch die obersten Richter der Vereinigen Staaten von Amerika sagen, seit sie am 7. Oktober einen ganz speziellen Fall angehört haben und nun darüber befinden müssen. Seit Jahren ist ein wütender Gesinnungskrieg über ein einfaches Kreuz mitten in der Wüste entbrannt. Das Kreuz wurde 1934 von einem Veteranen des Ersten Weltkriegs, Riley Bembry, aus Wasserrohren gebaut und weiss angestrichen. Es ist 2 Meter hoch und 1.5 Meter breit und es soll alle Gefallenen aller Kriege ehren. Bembry hat das Kreuz in der menschenleeren Mojave auf einen Steinhügel auf öffentlichem Land aufgestellt. Und wenn ich menschenleer sage, meine ich, dass mir da manchmal für eine halbe Stunde kein Auto begegnet. Das Kreuz habe ich noch nie gesehen. Seit zehn Jahren müssen die Behörden das Kreuz verstecken, denn die ACLU, die Amerikanische Union für zivile Freiheit, klagte. Das Kreuz als religiöses Symbol dürfe nicht auf öffentlichem Grund und Boden stehen, sagen sie. Die ersten beiden Jahre wurde es mit einem weissen Wachstuch umhüllt. Das war zu einfach wegzuschneiden, also wurde nach zwei Jahren eine Holzkiste um das Kreuz gebaut. Und die gibts heute noch. Manche Leute schreiben was auf die Kiste, dann wird sie wieder neutral übermalt. Die Kiste ist nun auffallender als das feine Kreuz es je war und sieht aus wie eine Plakatstelle, die auf Werbung wartet. Der Fall hat nationale Aufmerksamkeit erregt. Henry und Wanda Sandoz, die Bembry, dem Erbauer des Kreuzes, bei dessen Tod versprochen haben, zu seinem Kreuz zu schauen, waren bei der Anhörung am Obersten Gerichtshof dabei. Sie sind überzeugt - nicht in seinen wildesten Träumen hätte sich Bembry vorstellen können, dass die höchsten Richter des Landes eines Tages darüber befinden würden, ob sein Kreuz Daseinsberechtigung habe oder nicht. Es ist ein Kreuz mit der Religion, sagen die einen. Es ist doch nur ein Kreuz, was solls, die andern.

No comments: