Saturday, December 27, 2008

Fegefeuer


Für meinen Freund Ron ist Yucca Valley die Vorhölle. Der hat leicht reden. Er wohnt äusserst malerisch hoch über Pioneertown. Von seinem Haus aus sieht man meilenweit nichts als unberührte Natur in alle Richtungen. Recht hat er trotzdem – die Vorhölle hat nun wirklich wenig Charme zu bieten. Wie Sie im Bild sehen, ist Yucca Valley kein Ausbund an Schönheit. Und es ist nicht so, dass ich lange suchen musste, um dort ein speziell nichtssagendes Bild zu machen. Der Begriff “Strassenzeilendorf” kommt mir aus dem Schweizer Geografie-Unterricht in den Sinn. Obwohl – Yucca Valley wäre wohl eher empört zu wissen, dass ich den Ort als Dorf bezeichne, als dass ich seine mangelnde Schönheit beklage. Man ist stolz, das lokale Business Zentrum zu sein. Und wir, die fremden Fötzel aus den umliegenden Gemeinden, sind froh, dass die Hässlichkeit hier oben mehr oder weniger auf einen Ort beschränkt bleibt. Jede erdenkliche Fastfood Kette ist dem Highway 62 entlang aufgefädelt und geht als Restaurant durch. Ein Autohändler nebem dem andern bleibt auf Halden von grossen Neuwagen sitzen. Der Unterschied zu den Parkplätzen vor den vielen Supermärkten ist lediglich der Glanzfaktor. Ganz offensichtlich werden die Neuwagen regelmässig vom Wüstenstaub befreit – fast so als wollte man verleugnen, wo man lebt. Die grossen Box Läden, wie man sie hier angemessen bezeichnet, sehen alle gleich aus, wie grosse Schachteln eben. Und es sind nur die billigsten und geschmacklosesten wie Walmart, die überleben können. Auch mit meiner und Rons Hilfe, wir gebens ja zu. Das Fegefeuer können auch wir nicht auslassen. Der Mensch will schliesslich essen, braucht ab und an ein Schnupfenmittel oder einen Schraubenzieher. So sind wir Schmarotzer dankbar, dass Yucca Valleys für uns die Drecksarbeit übernimmt und hässlich und schnörkellos funktioniert, damit die Wüstenfanatiker nicht in ihrer Schönheit verhungern müssen.

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