Wednesday, October 15, 2008

Noch drei Wochen


Nach den Wahlen am 4. November wird alles besser, sagt Chester. Er wischt die Theke sauber, nachdem ein Glas voll Bourbon die Strecke bis zu Ted, wie auf dessen Automechaniker-Hemd aufgestickt ist, andern Ende der Bar, nicht ganz sauber zurückgelegt hat. Jemand hat im falschen Moment einen Fünfdollar Schein auf die Theke geknallt. Ted zeigt wortlos auf sein Glas und Chester füllt nach. Kein einziger verlorener Tropfen wird hier akzeptiert. Chester kommt wieder zu mir zurück und lehnt sich über die Theke, wie wenn er sicherstellen wollte, dass niemand anders ihn hört. Das ganze Land spinnt doch, sagt er und deutet auf alle seine Gäste, noch drei Wochen müssen wir diesen Dreck aushalten, dann wird endlich alles wieder normal. Ich schaue mich um. Ehrlich gesagt sehen nicht alle Durstigen hier drinnen so aus als hätten sie mit Regierung, republikanisch oder demokratisch, überhaupt etwas am Hut und als hätten sie überhaupt schon mal gewählt. Wie die Wahl denn ausfallen müsse, damit die Welt für ihn wieder in Ordnung komme, frage ich und deute auf den Fernseher, der grad einen Ausschnitt aus der letzten Obama-McCain Debatte zeigt. Ach, scheissegal, sagt Chester, wirklich, macht überhaupt keinen Unterschied. Ich muss ihn ziemlich verdutzt angesehen haben, denn er macht es sich nun mit aufgestützten Unterarmen auf der Theke bequem, um mir seine Weltsicht zu erklären. Die Börse, sagt er, ist doch auch zusammengeklappt, weil keiner sich mehr um irgendwas kümmert ausser Wahlen, Wahlen, Wahlen. Seit Monaten sind die Würfel in der Luft und keiner weiss, wie sie fallen werden. Darum geht alles vor die Hunde. Von historischer Depression will er nichts wissen. Von historischer Wahl auch nicht. Alle vier Jahre der gleiche Mist, sagt er. Die Fünfdollar Note am andern Ende der Bar schreit nach Bier. Ich komm ja schon, verdammt nochmal, bellt Chester zurück, ich rede hier mit einer Lady.

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