Thursday, July 17, 2008

Zwangsspass


Sie hat wieder mal drauf bestanden, meine Freundin JB. Es muss sein, hat sie gesagt, du kommst oder du kriegst Minuspunkte in meinem Freundschaftsbuch. Wer will schon sowas. Warum es ausgerechnet Bowling sein muss, wissen die Götter. Und wie ein Ex-Las Vegas Showgirl zu Bowling kommt, wissen nicht mal diese. Zugegebenermassen, die Bowling Bahn in Pioneertown ist die schönste der Welt. Ein Fünfziger Jahre Relikt, perfekt erhalten, mit Original Wandzeichungen von den Disney-Zeichnern, die sich hier in der Bowlingbahn dieser Westernstadt, die als Filmset gebaut worden ist, die Zeit vertrieben haben. Du könntest mir doch endlich Line Dancing beibringen bei Pappy’s and Harriet. Ich weiss, dass in der Bar nebenan heute eine gute Band spielt. Aber davon will JB nichts wissen. Too close to home, sagt sie nur. Sie spricht nicht gern über ihre Zeit in Vegas. Dabei würden mich doch all ihre Showgirl Geschichten brennend interessieren. Und was genau passiert ist, dass sie kaum mehr darüber sprechen will. Ich führe nun ein normales Leben, sagt sie stolz, ein normales, kleines Leben hier draussen in der Wüste, dafür ist es meins. Und darum gehen wir bowlen, schick dich drein. Sie schubst mich zur Theke, wo die Bowling-Schuhe vermietet werden. Ob die wohl auch original sind, frage ich mich und versuche, mir auf keinen Fall vorzustellen, wieviel Stinkfüsse in meinem rot-blauen Paar in den letzten fünfzig Jahren gestanden haben. JB ist nun in ihrem Element. Sie bringt mir ein Bier, das hier in grossen Konfitüren-Gläsern serviert wird. Wenn ich das schon nur anschaue, kriege ich den Arm kaum mehr hoch. Aber nach ein paar fürchterlichen Runden punkte sogar ich manchmal, obwohl mein Arm sich anfühlt, als würde er ganz einfach abfallen und mit der nächsten Kugel mitrollen. Ich jammere. Oh come on, you sissy, hast du Angst, dass du morgen nicht mehr tippen kannst? This is fun, right? Alright, alright, this is fun.

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