Thursday, July 17, 2008

Der Mond ist falsch


Ich suche die farbigen Pyrex Schalen aus dem Fünfzigerjahren, sage ich zum alten Mann auf dem Flohmarkt in Yucca Valley. Sein Stand ist eine der festinstallierten Hütten, er ist jeden Samstag und Sonntag hier. Der Mann dreht sich wortlos um und macht sich an einer sandigen, zerfledderten Kartonschachtel zu schaffen. Hier, ein perfektes Set von Cinderella Bowls, sagt er und streckt mir die Superstücke stolz entgegen. Ich schlage sofort und ohne zu feilschen zu. Er weiss, was er hat, und ich weiss, was ich will. Er besteht darauf, die Schalen einzeln in Zeitungspapier und dann einzeln in Plastiksäcke zu verpacken. Er sucht nach Zeitungspapier unter der Theke. Es ist etwas falsch mit dem Mond, sagt er, als er wieder hochkommt, haben Sie das auch bemerkt? Nein, nicht wirklich, sage ich etwas ratlos. Ich habe keine Ahnung von was er spricht an diesem sonnigen Sonntagmorgen. Die Mondumlaufbahn, die ist total verschoben, insistiert er. Jede Nacht etwas mehr. Da muss ich mich mal drauf achten, sage ich ausweichend. Ja, machen Sie das, ich sage Ihnen, ich kenne mich aus mit dem Mond. Ich war Wetterbeobachter in der Armee, in Japan und überall. Er macht eine weit ausladende Handbewegung, bei der ihm eine der Schalen fast aus der Hand rutscht. Seit 1954 lebe ich in der Wüste und ich liebe es, ausser damals, als ich von einem Arizona Skorpion gebissen und monatelang ausser Gefecht gesetzt wurde. Ich bin 78 und mache immer noch Gartenarbeit, falls Sie mal jemanden brauchen – Milton Gurley. Er schreibt mir seine Nummer auf das Zeitungspapier, mit dem er die letzte Schale einpackt. Das Militär, die wissen das bestimmt mit dem Mond, die sagen nur nichts. Geheimsache. Ich frage, ob ich ihn fotografieren darf, als er mir die Plastiksäcke entgegenstreckt. Er winkt ab. Zu alt und zu hässlich, lacht er. Milton Gurley, denke ich nachts, als der Mond aufgeht, sieht doch alles gut aus. Aber was weiss ich denn schon.

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