Wednesday, October 10, 2007

Sammelwut


Eigentlich will ich sie alle. Von Beginn an, alle. Aber dann müsste ich anbauen. Und finanzkräftiger sein. Viel finanzkräftiger, dann die alten Pendleton Indianer-Wolldecken sind hoch gehandelte Sammlerstücke. Acht Stück besitze ich, und die meisten davon sind nicht alt. Aber die kräftigen Farben und wunderschönen grafischen Muster sind teilweise die gleichen geblieben. Der Begriff “Indianerdecke” ist irreführend. Es sind nicht Decken, die von den Indianern gemacht werden. Pendleton Decken werden seit anfang 1900 von Weissen für die Indianer und nach indianischen Mustern gemacht. Die Erfindung und weitere Verbreitung der Jacquard-Technik hat es möglich gemacht, komplizierte Muster sowohl maschinell wie doppelseitig zu weben. Verschiedene Wollmühlen haben für den indianischen Markt zu produzieren begonnen. Keine hat es so gut gemacht wie diese in Pendleton, Oregon. Nicht nur war ihre Qualität besser als die der andern, ihre Marketing Kampagne hält auch heutigen Standards stand. “Marktforscher” wurden zu den verschiedenen Reservaten geschickt und Kundenwünsche und Gewohnheiten erfragt. Broschüren wurden gedruckt, die Abbildungen von Stammeshäuptlingen in Pendleton Decken eingewickelt zeigten. Vor allem auch den Navajos, anzahlmässig der grösste Stamm, sind die Decken schnell lieb geworden. Die dicke Wolle schützte vor den kalten Nächten auf der Hochebene New Mexicos und Arizonas viel besser als die handgewobenen Decken, die sie bis anhin kannten. Und die Muster und Farben gaben was her. Pendleton Decken sind innert kürzester Zeit zum indianischen Statussymbol avanciert und haben ihren Platz in Stammesritualen gefunden. Auch heute noch symbolisiert die Decke als Geschenk Freundschaft, Dankbarkeit und Respekt. Und davon kann man ja nie zuviel haben, denke ich und studiere schon mal prophylaktisch den Katalog. Da gäbs schon noch einige, die ich mir schenken lassen würde.

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